1999

Januar 1999

Die Zukunft – eine moderne Behindertenhilfe
Es tritt eine Neufassung des Bundessozialhilfegesetzes Paragraf 93 in Kraft. Die Rundumversorgung des Menschen mit Behinderung wird abgelöst durch die Anforderung, dass die einzelne Bewohnerin / der einzelne Bewohner auf sie/ihn zugeschnittene Angebote erhĂ€lt, die ihren/seinen WĂŒnschen und ihrem/seinem BedĂŒrfnis Rechnung tragen.
Die Stiftung beschließt die FortfĂŒhrung der Regionalisierung und der Erweiterung der Wohnungsangebote auf weitere 350 PlĂ€tze in HamburgStadt und HamburgUmland unter der neuen gesetzlichen Perspektive und unter der bereits angewandten Perspektive des methodischen Ansatzes von „Community Care“.
Weiterhin kommuniziert der Vorstand seinen Mitarbeitenden eine umfassende Neugestaltung des ZentralgelÀndes der Stiftung, das noch von alten, baufÀlligen HÀusern durchsetzt ist, dessen UmzÀunung noch besteht. Es sollen auch hier neue Wohnangebote konzipiert und in Pilotprojekten erprobt werden.

Interview mit Axel Winkler

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Der Schwerpunkt ist jedoch die Schaffung von Arbeitsangeboten fĂŒr Menschen mit Behinderung auf dem ZentralgelĂ€nde und die Frage, wie das GelĂ€nde ein Teil des Stadtteils Alsterdorf werden kann. Hier sind die Aspekte architektonische AttraktivitĂ€t von GelĂ€nde und Architektur, verkehrstechnische Öffnung und Gestaltung des merkantilen und kulturellen Lebens nach den BedĂŒrfnissen der kĂŒnftigen Bewohner zu beachten.

(s. Doppel-Jahresbericht der ESA 1997/1998, ArESA Publikationen, Hamburg)

Das Karl-Witte-Haus wird dem Bereich HamburgStadt zugeordnet
Mit einem Klausurtag am 19. Januar 1999 startet die Zusammenarbeit von HamburgStadt und dem Karl-Witte-Haus, mit dem Ziel, das Karl-Witte-Haus mittelfristig nicht mehr fĂŒr Wohnzwecke zu nutzen.
Der bisherige GeschÀftsbereichsleiter des Karl-Witte-Hauses und jetzige neue Teilbereichsleiter in HamburgStadt, Klaus Cantzler, legt in seiner Rede im Rahmen des Klausurtages die Perspektiven dar:

„150 Wohn- und ArbeitsplĂ€tze zu verĂ€ndern, dafĂŒr gibt es kein Handbuch oder eine Betriebsanleitung, aber es gibt einen Haufen Fragen, die wir jetzt nur zum Teil beantworten können. [
] 

Der GeschĂ€ftsbereich Karl-Witte-Haus und der Bereich HH-Stadt gehören seit dem 1. Januar zusammen. Das macht Sinn, weil das KWH weder auf dem GelĂ€nde neu gebaut werden soll, noch wir so einen Klotz neu in der Stadt aufbauen wollen, sondern wir uns in kleinen Wohneinheiten im ganzen Stadtgebiet neu ansiedeln, oder auf vorhandene Wohnangebote des Bereiches HH-Stadt zurĂŒckgreifen können. [
]

Meine Aufgabe wird es sein, den SĂŒden von Hamburg zu ‚besiedeln‘. Der erste Schritt war die neue Wohngruppe ‚Alter Postweg‘ in Heimfeld, der nĂ€chste Schritt ist die Eröffnung einer TagesförderstĂ€tte in dieser Gegend.

Ich hoffe, in diesem Teil von Hamburg demnĂ€chst neue, attraktive WohnplĂ€tze und ArbeitsplĂ€tze anbieten zu können.“

(s. KW Hausblatt, Heft 6/Februar 1999, ArESA Hist. Slg. 61, Hamburg)

Interview mit Stefani Burmeister, Claudia Orgaß und Ilse Westermann

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Interview mit Klaus Cantzler und Rainer Kath

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Notiz: Nach Zuordnung des Karl-Witte-Hauses zum Bereich HamburgStadt beginnt eine stetige Umzugsdynamik, mit dem Ziel des Nutzungsendes als GebĂ€ude fĂŒr Wohnangebote. Zwischenzeitlich konnten zwei neue Wohnprojekte in der Stadt realisiert werden.  Im Dezember 1999 zogen neun Menschen in Wohnungen in der Netzestrasse im Stadtteil Lurup. Acht Menschen zogen nach Volksdorf in den Moorbekring. Ab November werden weitere 17 Menschen in 8 Wohnungen in die Zollstrasse in Wentdorf ziehen. Das Wohnprojekt Markmannstrasse im Stadtteil Rothenburgsort wird im April bezugsfertig sein. Insbesondere den Klienten und Klientinnen mit herausfordernden Verhaltensweisen, die bisher keine Chancen auf Vermittlung in stĂ€dtische Wohnsituationen hatten, galt in dieser Phase das besondere Augenmerk aller Beteiligten.

(vgl. o. N. 2001, Auszug aus dem Karl-Witte-Haus. Von großen Einheiten zu individuellem Wohnen., in: ESA [Hg.], Umbruch. Zeitschrift der Evangelischen Stiftung Alsterdorf Nr.1/2001, ArESA, Hamburg, S.5)

Informationen zu HamburgSTADT, Aufgabe Ziel Struktur

Februar 1999

Neukonzeption „Arbeit und BeschĂ€ftigung fĂŒr Menschen mit Behinderung“
Am 9. Februar finden sich die Bereiche TagesförderstĂ€tten AlsterDorf und die Werkstatt fĂŒr Behinderte zu einem Klausurtag zusammen, der durch die Abteilung Organisationsentwicklung fachlich unterstĂŒtzt wird. Der durch den Vorstand gegebene Projektauftrag lautet:

„Erarbeitung visionĂ€r/strategischer Überlegungen zur Zukunft der beruflichen Eingliederung bzw. Rehabilitation fĂŒr Menschen mit Behinderungen unter dem Aspekt spezieller UnterstĂŒtzungsbedarfe in Hamburg, sowie Möglichkeiten der Umsetzung.“

(vgl. Einladung zum Workshop am 09.02.1999, ArESA Hist. Slg. 61, Hamburg)

Interview mit Reinhard Schulz

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MĂ€rz 1999

Curriculum fĂŒr Mitarbeitende in „Community Care“ / Studienreise nach Rhode Island

„Seit MĂ€rz 1999 arbeitet eine international besetzte Gruppe in Kooperation mit dem niederlĂ€ndischen ‚Institut fĂŒr Wohlsein und Hilfe‘ in Utrecht an der Entwicklung eines Curriculums fĂŒr Mitarbeiter in Community Care. [
]

Durch gezielte Studienfahrten wird – the best of practice – untersucht – bisher in den Niederlanden und den USA. Der gemeinsame Bericht ĂŒber die Studienreise nach Rhode Island, Massachusetts und New Hampshire (19-28. MĂ€rz) wird demnĂ€chst veröffentlicht.“

(s. Maas, Theodorus 1999, EU-Projekt Community Care. Herstellung von Chancengleichheit fĂŒr Menschen mit geistiger Behinderung, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf, Mai/Juni 1999, ArESA, Hamburg, S. 5)

April 1999

Die zweite Phase der Binnenmodernisierung nimmt Fahrt auf
Im April 1999 nimmt der paritÀtisch besetzte Investitionsrat, wie in der BIMO-Vereinbarung gefordert, seine Arbeit auf.
Parallel dazu startet die Stiftungsleitung unter Beteiligung von MAV-Vertreter*innen vier stiftungsinterne Workshops zur GelĂ€nde- und Investitionsplanung. In dieser Arbeitsstruktur wird ein Nutzungskonzept fĂŒr das StiftungsgelĂ€nde in Alsterdorf entwickelt, geplante Investitionsvorhaben vorgestellt, gewichtet und eine PrioritĂ€tenliste fĂŒr die Antragstellung beim Investitionsrat erarbeitet.
Am 7. April stellen Vertreter der Bereiche in einem Workshop ihre Projekte vor und diskutieren diese mit den Mitgliedern des Investitionsrates.
Eine Ausstellung aller laufenden Investitionsprojekte im Herntrichsaal, durch die alle Mitarbeitenden in den Prozess Einblick erhalten, begleitete diese Phase. DarĂŒber hinaus sorgt das Intranet der ESA mit einem entsprechenden Infoprogramm fĂŒr alle Mitarbeitenden zum laufenden BIMO-Prozess fĂŒr Transparenz.

(vgl. BIMO Info 12/01.04.1999, ArESA Hist. Slg. 61, Hamburg)

Interview mit Ralf Schlesselmann

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Notiz 1: Nach einer zweitĂ€gigen Klausur Mitte Februar beschließt die BIMO-Lenkungsgruppe die FortfĂŒhrung des BIMO-Prozesses. Bedingungen hierfĂŒr: eine verbindliche Beteiligung von Mitarbeitern und Einigkeit ĂŒber Inhalte und DurchfĂŒhrung neuer BIMO-Projekte. Die gewerkschaftsnahe Beratungsgesellschaft Tib e. V. und die BIMO-Beauftragten der Stiftung, Frank RĂŒckoldt und Gerhard ThĂ€sler, ĂŒbernehmen die Begleitung dieses Prozesses.

Notiz 2: Der Investitionsfonds verzeichnete Ende Februar 1999 bereits ein Guthaben in Höhe von 2,7 Mio. DM.

Umbruch Extra `Nach einem Jahr Binnenmodernisierung: Strategien – Projekte – Investitionen‘, August 1999

Wutschik, Detlef alias Werner Momsen „Auf einen Kaffee mit Ralf Schlesselmann“, in: alsterdorf Magazin der Ev. Stiftung Alsterdorf, Themenheft 01/ 2019, S.42

Mai 1999

Das Konzept „alsterarbeit“
Wolfgang LĂŒhr und Reinhard Schulz legen ihr Konzept fĂŒr einen neuen GeschĂ€ftsbereich vor, den sie alsterarbeit nennen. Das Konzept hat die Überschrift „Überlegungen zur Zukunft der beruflichen Rehabilitation in der Evangelischen Stiftung Alsterdorf“. Es dient dem Vorstand als Entscheidungsgrundlage fĂŒr die GrĂŒndung eines neuen GeschĂ€ftsbereiches zum 1. Januar 2000.

(vgl. LĂŒhr, Wolfgang / Schulz, Reinhard 1999, Überlegungen zur Zukunft der beruflichen Rehabilitation in der Evangelischen Stiftung Alsterdorf – das Konzept alsterarbeit, ArESA Hist. Slg. 61 II, Hamburg)

Überlegungen zur Zukunft der beruflichen Rehabilitation in der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, vorgelegt von Wolfgang LĂŒhr und Reinhard Schulz

Juni 1999

Zehn Jahre Koordinationsrunde Erwachsenenbildung
Mit einem bunten Programm feierte die Koordinationsrunde Erwachsenenbildung (ein Zusammenschluss mehrerer TrĂ€ger) in Hamburg ihr zehnjĂ€hriges JubilĂ€um. Neben einer Eröffnungsfeier gab es eine TheaterauffĂŒhrung im Thalia Treffpunkt und diverse Workshops.

(vgl. alsterdorf aktuell Nr. 13/07.06.1999, ArESA Publikationen, Hamburg)

August 1999

Die Binnenmodernisierung unter Kritik
Die beiden BIMO-Beauftragten, Frank-Dietrich RĂŒckoldt und Gerhard ThĂ€sler, formulieren eine kritische Analyse der bisherigen Maßnahmen:

„Aus unseren Erfahrungen als Prozeßbegleiter der Binnenmodernisierung [
] haben wir fĂŒr uns die Einsicht gewonnen, daß derzeit noch kein gemeinsames Bewußtsein ĂŒber Sinn, Ziele, Inhalte und Verfahren der BIMO besteht. [
] Das fĂŒhrt nach unserer Meinung zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Umsetzung und der Schaffung wirksamer Strukturen. Einigermaßen effizient wirkt das BĂŒndnis nur dann, wenn es ums Geld geht.“

(s. RĂŒckholt, Frank-Dietrich / ThĂ€sler, Gerhard 1999, Was ist los mit der Binnenmodernisierung? In: alsterdorf aktuell Nr. 20/1999, ArESA Publikationen, Hamburg)

Interview mit Gerhard ThÀsler

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Mit einer Einladung, gemeinsam mit dem Vorstand, zu einer Veranstaltung am 16. September in der St. Nicolaus-Kirche wollen die BIMO-Prozessbegleiter den Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, ĂŒber Erfolg oder Misserfolg des BIMO-Prozesses zu diskutieren.

September 1999

Klausurtag aller Mitarbeitenden des neu gegrĂŒndeten GeschĂ€ftsbereiches alsterarbeit
Am 20. September findet ein extern moderierter (durch die Firma Nitor) Klausurtag zum Projekt alsterarbeit in der ESA statt. Alle interessierten Mitarbeitenden der beiden betroffenen Bereiche (TagesförderstĂ€tten AlsterDorf und Alsterdorfer WerkstĂ€tten) werden ausfĂŒhrlich ĂŒber die Strategien und Inhalte des neu zu grĂŒndenden GeschĂ€ftsbereiches informiert und können in einem moderierten Austausch mit den Konzeptverantwortlichen in eine breite Diskussion einsteigen.

(vgl. LĂŒhr, Wolfgang / Schulz, Reinhard u. a. 1999, PrĂ€sentation der Ziele und Etappen des Projekts alsterarbeit, vom 20.09.1999, ArESA Hist. Slg.61, Hamburg)

Oktober 1999

Erstes Alsterdorfer Fachforum zu wichtigen Themen der Behindertenhilfe
Im Oktober findet das erste Alsterdorfer Fachforum statt, auf dem wichtige Themen der Behindertenhilfe diskutiert werden. Das Fachforum greift auf eine bereits bestehende Veranstaltungsform zurĂŒck, die es in der Behindertenhilfe seit Ende der 1980er-Jahre zu wichtigen Fachthemen gegeben hat. Die BeitrĂ€ge sollen publiziert und auch im Internet platziert werden. Das Thema der ersten Veranstaltung lautet „Wo ist das Land, in dem wir uns treffen? Neue AnsĂ€tze im Umgang mit Autismus“.
Damit macht das in der ESA neu etablierte „Zentrum fĂŒr Beratung, Diagnostik und Psychotherapie – Fachdienst IntensivpĂ€dagogik“ auf sich aufmerksam.

(vgl. alsterdorf aktuell Nr. 29/20.10.1999, ArESA Publikationen, Hamburg)

Interview mit Dr. Michael Wunder

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Im Oktober lĂ€dt der Vorstand Wolfgang Kraft alle Bereiche der Behindertenhilfe der ESA zu einer Klausurtagung ein. Ziel ist, die zukĂŒnftige inhaltliche Arbeit auf dem StiftungsgelĂ€nde zu konkretisieren und dabei insbesondere mögliche Investitionen gedanklich weiter vorzubereiten. Der Workshop wird von der Firma Nitor moderiert. Es geht darum, eine verbindliche Empfehlung der Behindertenhilfe fĂŒr die weitere Unternehmensplanung, insbesondere die Investitionsplanung zu erarbeiten.

(vgl. Kraft, Wolfgang 1999, Einladungsschreiben vom 11.10.1999 an die Teilnehmer des Workshops zum 21.10.1999, ArESA Hist. Slg. 61, Hamburg)

Flipchart- und Metaplanwandprotokoll der Klausurtagung vom 21.10.1999

Dezember 1999

Vertreter der ESA auf der bundesdeutschen Fachtagung „Individuelle Hilfeplanung“
Vier Referent*innen aus der ESA nehmen mit FachbeitrĂ€gen an der Fachtagung „Individuelle Hilfeplanung“ teil, die in Bonn stattfindet und zu der namhafte Akteur*innen und Referent*innen geladen sind.

  • Britta Siemssen, Mitarbeiterin im Bereich HamburgStadt, referiert zum Thema: Persönliche Hilfe- und Zukunftsplanung, zwei Jahre Handbuch-Erfahrungen.
  • Michael Ollech, Mitarbeiter im Bereich HamburgUmland, referiert zum Thema: Einflussmöglichkeiten von Nutzern auf die Hilfeplanung.
  • Daniel Guckelsberger, Mitarbeiter im Bereich HamburgStadt, referiert zum Thema: Erfahrungen mit LEWO, einem neuen QualitĂ€tsentwicklungs- und -sicherungssystem in der Eingliederungshilfe.
  • Carlos Escalera, Mitarbeiter des Beratungszentrums, referiert zum Thema: Aggressives Verhalten und Hilfeplanung in der Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung.

Die Tagung wird von der Deutschen HeilpÀdagogischen Gesellschaft organisiert.
Die fachlichen Entwicklungen in der ESA finden wieder bundesweite Resonanz.

(vgl. Tagung Individuelle Hilfeplanung [Hg.] 1999, Individuelle Hilfeplanung, Tagungsbericht Bonn 1999. Deutsche HeilpÀdagogische Gesellschaft, Bremen, 2000)