1998

Januar 1998

RĂĽckblick und Ausblick des Vorstands auf Entwicklungen der ESA
In einem gemeinsamen Interview äußern sich die beiden Vorstände Rolf Baumbach und Wolfgang Kraft zu den Entwicklungen im abgelaufenen Geschäftsjahr.

RĂĽckblick:

  • HamburgStadt: positive Entwicklung in Bezug auf betriebswirtschaftliche Strukturen und inhaltliche Konzepte
  • Zentralgelände: positive Entwicklung in Bezug auf Ertrags- und Kostenstrukturen (ausgeglichene Bilanz), kritisch: Engpässe in manchen Wohngruppen, es fehlen erwirtschaftete Mittel, um zukĂĽnftige Entwicklungen abzustĂĽtzen

Vorausblick:

  • Zentralgelände:
  • inhaltliche Verbesserung der Lebensbedingungen durch Veränderung in der Personal- und Betreuungssituation
  • Verzicht auf Delta-Gewinne aus diesem Bereich
  • Abbau von Altlasten auf dem Zentralgelände; Fokus: Häuser mit Strukturen, die flexiblen Personaleinsatz nicht zulassen
  • Der einheitliche Block Wohnen mit insgesamt 713 Wohnplätzen wird aufgegliedert in fĂĽnf eigenständige Wohnbereiche in der Größe von 102 bis 216 Wohnplätzen

(vgl. Scharenberg, Wolfram 1997/98, StartschuĂź fĂĽr Konzepte von unten. Der Alsterdorfer Vorstand im Umbruch-Interview, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf, Nr. 12/1 Dez./Januar 1997/1998, Hamburg, S. 4-6)

März 1998

Ausbildung zum/r staatlich anerkannten Heilerziehungspfleger*in
Die Fachschule für Heilerziehung kündigt an, dass sie ab 1. August 1998 den ersten berufsbegleitenden Kurs zur Ausbildung als Heilerzieher*in Teilzeit- bzw. Abendform anbieten wird. Es sind besonders Berufstätige angesprochen, die bereits in sozialpädagogischen Praxisfeldern arbeiten und sich nachqualifizieren möchten. Hier dauert die Nachqualifizierung drei Jahre. Für Berufstätige aus anderen Berufsfeldern dauert die Ausbildung vier Jahre.

(vgl. alsterdorf aktuell Nr. 6/02.03.1998, ArESA Publikationen, Hamburg)

Binnenmodernisierung – ein gemeinsames Projekt von Vorstand, MAV und ÖTV
Am 24. März 1998 unterzeichnen Vorstand, MAV und ÖTV eine Kooperationsvereinbarung zur langfristigen Zukunftssicherung der Evangelischen Stiftung Alsterdorf. Damit wollen sie den Veränderungen der gesetzlichen Grundlagen für die Finanzierung sozialer Einrichtungen gerecht werden. Diese Kooperationsvereinbarung sicherte allen Mitarbeitenden für die Dauer des Prozesses den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen.

Es müssen nach Jahren gelungener Sanierung erneut Antworten gefunden werden auf die Frage, wie man Einsparungen in Höhe von 10 Mio. DM erwirtschaften kann, wie man die Existenz der Stiftung, die Qualität der Leistungen absichern und somit auch die Arbeitsplätze absichern kann.

Neben einer betriebswirtschaftlichen Bewertung durch einen neutralen Gutachter werden ein Lenkungsausschuss und vier Projektgruppen eingesetzt. Die Gruppen sind paritätisch besetzt, es gibt eine Moderation, die für transparentes Arbeiten sorgt. Die zu behandelnden Themen sind:

  • Wilfried-Borck-Haus
  • Instandsetzung, Hauswirtschaft, Krankenhäuser und
  • nicht refinanzierte Leistungen / Doppelstrukturen

Die Mitarbeitenden werden durch Mitarbeiter-Infos laufend informiert. Die ersten Ergebnisse sind fĂĽr Ende bzw. Anfang Juni geplant.

(vgl. Binnenmodernisierung in der ESA, Info 2 vom 17.04.1998 und Info 9 vom 10. 09.1998, ArESA Hist. Slg. 61, Hamburg)

Notiz: Der Begriff Binnenmodernisierung fiel zum ersten Mal auf der letzten Mitarbeiterversammlung aller ESA-Mitarbeitenden. Wolfgang Rose, damaliger Vorsitzender der ÖTV Hamburg hatte diesen Begriff in seiner Rede verwendet. Nach dieser Mitarbeiterversammlung kam es zu einer Verständigung zwischen Vorstand, MAV und ÖTV, den Prozess der sogenannten Binnenmodernisierung zu initiieren.

September 1998

Notwendige Verlängerung des BIMO-Prozesses

Die Situation:

Der Vorstand schlägt der MAV vor, den Binnenmodernisierungsprozess zu verlängern, zum einen, um den Instandhaltungsstau zu beseitigen, zum anderen aber auch, um die nötigen Zukunftsinvestitionen zu sichern. Die bisherige Phase des Binnenmodernisierungsprozesses hat keine wirtschaftlichen Mittel hierfür abgeworfen. Sachverständige von außerhalb (ÖTV, KPMG) schätzen die Kosten für den Abbau der Altlasten und den Investitionsbedarf auf ca. 100 Mio. DM. Ohne diese Investitionsmittel beträgt die Überlebenschance der Stiftung am Markt nur noch fünf Jahre.

Der Vorstand sieht sich in der Lage, eine Eigenleistung der Stiftung von 50 Mio. Euro zu garantieren.

Interview mit W. Kraft, D. Fenker, C. Williams, W. Rose und H. Stiefvater

Zum Interview mit Transkription

Lösungsschritte:

Die einzige Möglichkeit, die o. g. Situation zu ĂĽberwinden, sieht der Vorstand in einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Gewerkschaften, Mitarbeitenden und Stiftungsleitung. Nur ĂĽber die Sicherung des Weiterbestandes der Stiftung können auch die Arbeitsplätze gesichert werden.

Nach Expertenberechnungen bedarf es einer Kostenabsenkung von jährlich 10 Mio. DM über fünf Jahre, um konkurrenzfähig zu bleiben. Dies will der Vorstand erreichen, indem er die Personalkosten über das Instrument der Tarifabsenkung befristet auf ebendiesen Zeitraum abbaut. Hierfür ist ein Bündnis aller Beteiligten erforderlich.

Es gibt zu diesem Vorgehen keine Alternative und der Vorstand benötigt die Grundsatzentscheidung bis Ende Oktober, um den laufenden Budgetierungsprozess und die Einbindung des Stiftungsrates sicherstellen zu können.

Der Vorstand sichert der MAV entsprechende Absprachen und eine dauerhafte Realisierung dieses Prozesses zu. Dabei beruft er sich auf die Ergebnisse des gemeinsamen Abschlussworkshops in Undeloh (LĂĽneburger Heide).

Vorstand, MAV und ÖTV diskutieren zunächst die rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen von sog. Investivbeiträgen aller Beschäftigten und beschließen, in Folge unternehmensintern eine breit gefächerte Diskussion zu lancieren.

MAV und Ă–TV schicken dem Vorstand ein miteinander abgestimmtes,

kritisch/konstruktiv formuliertes Antwortschreiben, verbunden mit dem Hinweis auf Planung und Durchführung mehrerer dezentraler Mitarbeiterversammlungen, in denen eine breit gefächerte betriebsinterne Diskussion geführt und ein Stimmungsbild zur Bereitschaft der Mitarbeitenden, den skizzierten Weg mitgehen zu können, erhoben werden soll.

(vgl. Binnenmodernisierung in der ESA, Info 9 vom 10.09.1998, ArESA Hist. Slg. 61, Hamburg)

Oktober 1998

Das Bündnis für Investition und Beschäftigung – ein bundesweit einmaliges Modell
Am 6. Oktober spricht sich eine Mehrheit sowohl der Mitarbeitenden als auch der ÖTV-Betriebsgruppe für ein Bündnis für Investition und Beschäftigung aus.

Vom 14. bis 16. Oktober handeln Vorstand und die ÖTV in Undeloh ein bundesweit modellhaftes Bündnis für Investition und Beschäftigung aus. Dieses besagt:

  • Alsterdorfer Mitarbeitende verzichten 62 Monate auf Teile ihres Einkommens und stellen ihrem Arbeitgeber insgesamt 50 Millionen Mark fĂĽr Investitionen zur VerfĂĽgung.
  • Die Stiftung verzichtet im Gegenzug fĂĽr 75 Monate auf betriebsbedingte BeendigungskĂĽndigungen und sichert den Mitarbeitenden ein Beteiligungsmodell bei den anstehenden Investitionen zu.
  • Sollten beide Tarifpartner, die Ă–TV-Tarifkommission, NEK (Nordelbische Kirche) und der Gesamtvorstand des Verbands kirchlicher und diakonischer Anstellungsträger (VKDA), diesen Sonderregelungen zustimmen, kann diese Einigung unterschrieben werden und das bundesweit bisher erste BĂĽndnis dieser Art zum 1. November 1998 in Kraft treten.

(vgl. Binnenmodernisierung in der ESA, Info 11 vom 16.10.1998, ArESA Hist. Slg. 61, Hamburg)

Das Verhandlungsergebnis – `Wie ich es sehe`, Wolfgang Rose, ÖTV-Bezirksleitung

November 1998

Erste Konferenz zum EU-Projekt „Community Care“ in Antwerpen/Belgien
Am 1. November 1998 beginnt die Umsetzung dieses Bündnisses für Investition und Beschäftigung in der Evangelischen Stiftung Alsterdorf.

Am 16. November findet in Antwerpen die erste Konferenz zum EU-geförderten Projekt „Community Care“ statt. Dieses hat die Ev. Stiftung Alsterdorf zusammen mit den Einrichtungen Stichting Prisma in denNiederlanden und Stichting A. Kingsbergen in Belgien ins Leben gerufen. Theodorus Maas übernimmt die Koordinierung von Seiten der ESA.

Interview mit Theodorus Maas

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Unter den 100 Kongressteilnehmenden sind auch 30 Mitarbeitende der Stiftung Alsterdorf. Sie hören Referate, u. a. von Hamburgs Sozialsenatorin Karin Roth, und arbeiten in Workshops zum Thema „BĂĽrger, uneingeschränkt und unbehindert“.

(vgl. Maas, Theodorus 1999, EU-Projekt Bericht Community Care. Herstellung von Chancengleichheit fĂĽr Menschen mit geistiger Behinderung, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf, Mai/Juni 1999, ArESA, Hamburg, S. 4 f.)