1992

Januar 1992

Das neue Vormundschaftsrecht (Betreuungsrecht) tritt in Kraft

„Das 1990 vom Bundestag verabschiedete ‚Gesetz zur Reform des Rechts der Vormundschaft und Pflegschaft für Volljährige‘ [tritt] 1992 in Kraft. Erstmals wird der Mensch mit Behinderung nicht ‚entrechtet‘, wenn die Betreuungsperson als gesetzliche Vertreterin eingesetzt wird. Im Rahmen seiner Möglichkeiten soll der behinderte Mensch sein Leben nach eigenen Wünschen und Vorstellungen gestalten können.“

(s. Hellmann, Ulrich 2008, Von der Entmündigung zur rechtlichen Betreuung, in: Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V. [Hg.], Beitrag 1990er Jahre – Selbstbestimmung, www.lebenshilfe.de/geschichte-der-lebenshilfe/die-1990er-jahre/ Abruf: 21.10.2021, S. 1)

Februar 1992

Moderne Wohngruppenkonzepte – das Schiemann-Modell
Entsprechend der Vorstandsentscheidung, das Stadthaus Schlump aufzugeben, beginnt die Arbeitsgruppe Wohnen und Leben mit Unterstützung des Alsterdorfer Planers Uwe Schiemann eine lange und streckenweise sehr mühsame Planungsarbeit. Die neuen Wohngruppen sollen im Stadtteil Ottensen angesiedelt werden, dessen Bevölkerungsvielfalt gute Integrationsvoraussetzungen für Menschen mit Behinderung zu haben scheint.

Die vier Folgewohnungen sollen im Rahmen eines Projektes des sozialen Wohnungsbaus mit von der Stiftung gewonnenen Architekten und mithilfe verschiedener Bauträger entstehen, darunter auch die Wichern-Baugesellschaft. Die Finanzierung findet einerseits durch die Bauträger, andererseits durch einen Sondertopf aus verschiedenen Mitteln statt. Letzterer ermöglicht die behindertengerechte Ausstattung der Häuser.

Interview mit Uwe Schiemann

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Alsterdorf steht bereits als Hauptmieter fest – die ESA mietet die Wohnungen zu den Bedingungen des sozialen Wohnungsbaus an –, sodass den zukünftigen Bewohner*innen nicht nur Erkundungsgänge durch die Viertel, sondern auch eine Mitgestaltungsmöglichkeit in der Planungsphase der Häuser gegeben ist.

Die Problematik fehlender Stellen bleibt weiterhin bestehen. Dadurch, dass aus einer Wohngruppe drei voneinander unabhängige Wohngruppen entstehen sollen, werden 8,6 Stellen mehr gebraucht.

(vgl. o. N. 1992, Wohngruppen im Sozialen Wohnungsbau. Das „Schiemann-Modell“, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf Nr. 2/Februar 1992, ArESA, Hamburg, S. 3)

April 1992

Die Kinder- und Jugendhilfe wird neu etabliert
Helga Treeß, die bereits seit 1978 in verschiedenen Funktionen in der Stiftung tätig ist, übernimmt die Leitung des neu etablierten Alsterdorfer Bereiches Kinder- und Jugendhilfe. Darunter sind folgende Einrichtungen zusammengefasst: WOI-Kindergarten, Kinderhaus St. Nicolaus in Mümmelmannsberg und die Betriebskindergärten in Bargfeld-Stegen und Alsterdorf, die neuen Betriebskindergärten in Schnelsen, Lurup und Volksdorf, die Erweiterung des Betriebskindergartens Sengelmannstraße als Gemeinschaftsprojekt mit Wirtschaftsunternehmen der City-Nord und ein zukünftiger halbbetrieblicher Kindergarten in Kooperation mit dem Otto Versand. Helga Treeß sieht ihre zukünftige Aufgabe nicht nur in der Leitung von integrativ arbeitenden Kindergärten – der WOI-Kindergarten war der erste, der Kinder mit und ohne Behinderung aufnahm –, sondern auch darin, im umgebenden Stadtteil das Bewusstsein einer gemeinsamen Verantwortung für das Zusammenwachsen von Kindern mit und ohne Behinderung zu fördern. Nach ihrer Meinung sollen die Kindergärten Stätten zwangloser Begegnung werden und selbst als Stadtteilzentren fungieren.

Interview mit Helga Treeß

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(vgl. GR [Verfasserkürzel] 1992, Integration von Kindesbeinen an. Ein altes Arbeitsfeld der Stiftung unter neuem Vorzeichen: die Kinder- und Jugendhilfe, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf Nr. 4/April 1992, ArESA, Hamburg, S. 3)

Notiz 1: Das Arbeitsfeld Kinder- und Jugendhilfe wird im Zuge der anstehenden schwierigen Sanierungsphase und dem zeitnahen Ausscheiden der Bereichsleiterin nach nur kurzer Zeit seiner Wiederbelebung eingestellt.

Notiz 2: Erst im Jahr 2008 entschloss sich die alsterdorf assistenz west gGmbH dazu, die Angebote der Eingliederungshilfe und die zunehmenden Bedarfe bereits aufgenommener junger Erwachsener mit ambulanten Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe („Sozialpädagogische Familienhilfe“ und „Erziehungsbeistandschaft“ gem. §§ 30 und 31 SGB VIII) zu vernetzen und integrierte Formen der Leistungserbringung zu etablieren.

Mai 1992

Ein Kaufhaus im Carl-Koops-Haus
Das Kaufhaus im Carl-Koops-Haus, das ursprünglich ausschließlich für die Bewohner eingerichtet wurde, um ihnen ein preiswertes Einkaufen zu ermöglichen, öffnet sich nun auch für Mitarbeiter*innen der Stiftung Alsterdorf, denn die Bewohner*innen gehen in der Zwischenzeit auch außerhalb einkaufen. Das Kaufhaus wird, wie der Secondhand-Shop im Haus Tabea, mit Spenden von Firmen und Privatleuten versorgt.

(vgl. AF [Verfasserkürzel] 1992, Auch MitarbeiterInnen können jetzt hier kaufen. Kaufhaus im Carl-Koops-Haus wirbt um neue KundInnen, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf Nr. 5/Mai 1992, ArESA, Hamburg, S. 6)

Die Bilanz externer Wirtschaftsprüfer zur wirtschaftlichen Stabilität der ESA
Bei der Jahresabschlussprüfung für das Geschäftsjahr 1990 der ESA kommt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in ihrem Management-Letter zu dem Ergebnis, dass die wirtschaftliche Situation der Stiftung sich weiter verschlechtert hat. Hierbei bezieht sie sich vor allem auf die Eigenkapitalquote. Diese hat sich zum Ende des Geschäftsjahres 1990 von DM 80,4 Mio. im Vorjahr auf DM 78,7 Mio. gesenkt. Daraus folgern die Wirtschaftsprüfer, dass es mittelfristig zu einer kompletten Aufzehrung der Eigenmittel kommen kann, wenn die diesbezüglichen Probleme nicht umgehend gelöst werden. Es muss daher Ziel der Stiftung sein, die Eigenkapitalsituation grundlegend zu verbessern.

(vgl. KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft [Hg.] 1992, Jahresabschlußprüfung für das Geschäftsjahr 1990. Management-Letter, ArESA DV 528, Hamburg)

Juni 1992

Ein Stadtteilbüro in der Region West
Am 2. Juni 1992 findet die Einweihung des neuen Stadtteilbüros des Bereichs Betreutes Wohnen der Region West am Straßburger Platz statt.

„4 MitarbeiterInnen und eine Praktikantin werden künftig von hier aus die KlientInnen betreuen, die in Barmbek und Dulsberg leben. Darüber hinaus ist das Büro auch Treffpunkt zum Klönen etc. und mit seinen Angeboten – so gibt’s bereits freitags von 17 bis 19:30 Uhr eine Teestube – offen für jeden Interessenten.“  

(s. o. N. 1992, Gewünscht: Mehr Mitsprache. Aus der Arbeit des WFB-Elternbeirates, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf Nr. 7/8, 1992, ArESA, Hamburg, S. 5)

Ein Stegener Marktstand auf dem ESA-Gelände
Am 19. Juni präsentiert sich Gut Stegen zum ersten Mal mit einem Marktstand auf dem ESA-Gelände, der von nun an wöchentlich jeweils an den Freitagen von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr da sein soll. Sein Standort ist neben dem Fahrradladen alsterspeiche [später: alstercafé] der Alsterdorfer Werkstätten. Der Umbruch berichtet, dass innerhalb weniger Minuten alle Eier von den Freilandhühnern verkauft werden und auch das Gemüse wird innerhalb einer Stunde verkauft. Initiator für diesen Marktstand ist Heinz Stümpel-Ostwald, Erzieher im Förderbereich, zusammen mit vier Senior*innen aus Stegen. (ebd., S. 9)

Juli 1992

Die Schlichtungsstelle entscheidet über die Zwangsversetzung von Mitarbeitenden
Die Mitarbeitervertretung der ESA hatte zur Entscheidung der Regionalleitung West, die derzeit 16 Stellen im Wohnhaus Rothestraße im Tagesdienst auf zehn Stellen zu reduzieren, die Schlichtungsstelle angerufen. Die Entscheidung des Schlichters lautet: Die Zwangsversetzung von Kolleg*innen ist unzulässig. Klaus Kern, der kaufmännische Leiter der Region West, drückt sein Bedauern über die Stellenplan-Situation aus, betont aber, dass die Probleme auf anderen Wohngruppen so groß sind, dass er keine Wahl hat. Sobald in dem Wohnhaus Rothestraße jemand kündigt, wird diese Stelle nicht nachbesetzt werden. (ebd.)

August 1992

Leitende Mitarbeiter*innen nehmen Stellung zur aktuellen Situation der Stiftung
In einer zweiseitigen Stellungnahme, die auch als Gesprächsangebot gesehen werden kann, formulieren die leitenden Mitarbeiter*innen der ESA ihre Sicht der Dinge. Auch wenn die momentane Situation mehr als schwierig ist, begrüßen sie den vom Vorstand eingeschlagenen Reformweg und auch, dass die Vorstände Peter Buschmann und Pastor Rudi Mondry nicht zurücktreten. Selbstkritisch blicken sie auf möglich eigene Fehler und sind sich der Mehrbelastung bewusst, die die zukunftsweisenden, neuen Konzepte von Alsterdorf erfordern. Gleichzeitig machen die Leitungen deutlich, dass es unabdingbar ist, Geld für Personal bereitzustellen und für die dringend notwendige fachliche Qualifizierung der Mitarbeitenden.

Maria Jepsen, neue Bischöfin des Sprengels Hamburg, zeigt sich zur Unterstützung bereit und lädt für Mitte September zu einem Alsterdorfer Gespräch am runden Tisch ein.

(vgl. alsterdorf aktuell Nr. 25/1992, 26.08.1992, ArESA Publikationen, Hamburg)

Stellungnahme der Konferenz Leitender MitarbeiterInnen zur aktuellen Situation der Stiftung

Scheile – neuer pädagogischer Regionalleiter der Region West
Hermann Scheile, promovierter Pädagoge, wird Nachfolger des tödlich verunglückten bisherigen pädagogischen Regionalleiters, Thomas Dühsler.

Mit seiner Veröffentlichung „Chancen statt Mitleid – oder: Essay eines Neuankömmlings in Alsterdorf“ macht er sich stiftungsweit bekannt. Im Umbruch wird ein Auszug des o. g. Textes abgedruckt.

(vgl. Scheile, Hermann, Dr. 1992, Regionalleiter, kommst du nach Alsterdorf … Die unseriöse Angelegenheit des Lebendigen, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf Nr. 11/November 1992, ArESA, Hamburg, S. 2)

Vorstandsgehälter auf dem Prüfstand
Angesichts der beabsichtigten Vergütung des neu zu berufenden Personalvorstandes fordert Pastor Rudi Mondry eine Angleichung seines Gehaltes. Dies löst eine heftige Diskussion unter den Mitarbeitenden und in den beiden Gremien Stiftungsrat und Mitarbeitervertretung aus. Am 3. August 1992 quittieren drei Vertreter der Mitarbeitenden ihre Sitze im Stiftungsrat, Michael Wunder, Bernd Tschöpe und Anne Spieker. Sie bekunden so ihren Protest gegen die Höhe der angekündigten Vorstandsgehälter und die Anpassung der Gehälter der bisherigen Vorstände um 25 Prozent bzw. 35 Prozent, die sie für sozial unverträglich und für einen diakonischen Träger unangemessen halten.

Die Mitarbeitervertretung schließt sich diesem Protest an und veröffentlicht die angedachte Höhe der Gehälter, die sich nach einem Jahr noch einmal um mehr als 30 Prozent erhöhen sollen.

(vgl. GR [Verfasserkürzel] 1992, Die Chronik der Ereignisse. Vorstandsgehälter und Medienrummel, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf Nr. 10/Oktober 1992, ArESA, Hamburg, S. 1)

September 1992

Bewohner*innenkonferenzen
Im September startet Jost Engelbert, einer der sechs Wohnstättenleitungen der Region Ost, in einem Artikel im Umbruch eine Offensive zugunsten der Bewohnerkonferenzen, denn noch immer fehlen Mitarbeiter*innen in der Region Ost, die bereit sind, eine wohnstättenbezogene Bewohnerkonferenz, die in der Regel einmal im Monat stattfindet, zu begleiten. Er weist darauf hin, dass die Begleiter*innen solcher Konferenzen durch regelmäßigen Austausch mit Begleiter*innen anderer Konferenzen – auch in Nord und West gibt es sie – gestützt werden. Denn diese Aufgabe verlangt aufseiten der Mitarbeiter*innen Einfühlungsvermögen und unaufdringliche Gesprächsführung. Außerdem werden zehn Stunden vergütet, ohne dass dies zulasten des Arbeitsplatzes geht.

Eine der Begleiterinnen für dieses wichtige Instrument in der Umsetzung von Teilhabe, Regina Braun-Barner aus dem psychologischen Dienst, schildert in diesem Artikel detailliert, worum es dabei geht.

  • Die Bewohnerkonferenz soll die Menschen mit Behinderung motivieren, ihre alltäglichen Probleme – diese sind meist praktischer Art – zu benennen.
  • Sie soll sie befähigen, Kritik zu üben und nach Lösungen zu suchen.

(vgl. AF [Verfasserkürzel] 1992, Eine Herausforderung für engagierte Leute. Region Ost sucht MitarbeiterInnen zur Begleitung von Bewohnerkonferenzen, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf Nr. 9/1992, ArESA, Hamburg, S. 5)

Pastor Rudi Mondry erklärt seinen Rücktritt
Die Diskussion um die Vorstandsgehälter, die bereits im August begonnen hat, kulminiert. Pastor Rudi Mondry erklärt am 3. September, dass er seinen im Jahr 1993 auslaufenden Vertrag nicht verlängern will, und bittet um sofortige Beurlaubung. Nach seinen eigenen Worten will er den Weg dafür freimachen, dass sowohl die Stiftung als auch die Diakonie in Hamburg die Funktion und das Amt des Pastors und Vorstandsvorsitzenden in der Stiftung und auch die Selbstständigkeit und die Handlungsfähigkeit des Stiftungsrates neu überdenken können.

Laut Beschluss des Stiftungsrates ist das Gehalt des neuen Personalvorstandes, Wolfgang Kraft, das eines Kirchenbeamten der Nordelbischen Kirche und hat die Besoldungsstufe B4.

Der Finanzvorstand Peter Buschmann unternimmt einen Versuch, gegen die MAV-Vorsitzende Vera Niazi-Shahabi über das Arbeitsgericht eine einstweilige Verfügung zu erlassen, mit der ihr die Behauptung untersagt werden sollte, beim Vorstand herrsche eine nicht zu verantwortende Mentalität der Selbstbedienung. Dieser Versuch scheitert.

Ebenso scheitert wenige Tage später der runde Tisch, der unter dem Vorsitz der Bischöfin Maria Jepsen, dem Landespastor im Diakonischen Werk, Stefan Reimers, und Pastor Rolf Baumbach stattfindet. Die anderen Geladenen, zwei Vertreter des Stiftungsrates, zwei leitende Mitarbeiter*innen und drei Mitarbeitervertreter*innen, machen deutlich, dass zunächst weitere Rücktritte erfolgen müssen, bevor sie zu weiteren Gesprächen bereit sind. Es wird kein neuer Termin vereinbart.

Am 16. September 1992 lehnt der Stiftungsrat den Rücktritt von weiteren Stiftungsrats- und Vorstandsmitgliedern noch einmal ab.

(vgl. GR [Verfasserkürzel] 1992, Die Chronik der Ereignisse. Vorstandsgehälter und Medienrummel, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf Nr. 10/Oktober 1992, ArESA, Hamburg, S. 3)

„Pastor Rudi Mondry, Persönliche Erklärung zu den Handlungsmöglichkeiten der ESA, zur aktuellen Situation und zu meiner Person, 3.September 1992“

„Analyse und Bewertung der Krise der Evangelischen Stiftung Alsterdorf aus dem Aktenbestand von Georg Schnitzler

Rolf Baumbach wird stellvertretender Direktor der Alsterdorfer Anstalten
Der Stiftungsrat beruft am 16. September 1992 Pastor Rolf Baumbach zum stellvertretenden Direktor der ESA. Mit dieser Entscheidung erhält Rolf Baumbach die Kompetenz, das durch den Rücktritt von Pastor Rudi Mondry unbesetzte Direktorenamt als Stellvertreter kommissarisch wahrzunehmen.

(vgl. alsterdorf aktuell Nr. 40/1992, 29.10.1992, ArESA Publikationen, Hamburg

Oktober 1992                                                      

Offener Brief des Elternbeirats
Der Elternbeirat verfasst eine Stellungnahme, die er an den Landespastor der Diakonie in Hamburg, Stephan Reimers, schickt. Als Vertreterin des Beirates drückt Ilse Benkmann ihre Sorge darüber aus, dass über die Diskussionen um Vorstandsgehälter u. Ä. die Menschen mit Behinderung aus dem Sichtfeld verschwinden. Es ist der dringliche Wunsch des Elternbeirats an den Vorstand und den Stiftungsrat, in dieser Sache so bald wie möglich eine vertretbare Regelung zu finden, um weiteren Schaden von der Evangelischen Stiftung Alsterdorf abzuwenden und eigene Interessen zurückzustellen. Das entspricht den Forderungen von Elternschaft, Angehörigen und Mitarbeitenden.

(vgl. Benkmann, Ilse 1992, Und die BewohnerInnen? Brief des Elternbeirates der Ev. Stiftung Alsterdorf an den Leiter des Diakonischen Werks in Hamburg, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf Nr. 10/Oktober 1992, ArESA, Hamburg, S. 7)

Interview mit Ille Benkmann und Horst Rudolph

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Offener Brief von Pastorin Elisabeth Schmidt-Brockmann (Beraterin der Mitarbeitenden)
Pastorin Schmidt-Brockmann kritisiert in einem Schreiben an die Mitglieder des Stiftungsrats, an den Vorstand, an die Konferenz Leitender Mitarbeiter*innen und an die Mitarbeitervertretung die Kommunikationspolitik im Unternehmen. Diese ist ihrer Meinung nach sehr unzureichend und führt bei den Mitarbeitenden zu Frust, Resignation und innerer Kündigung. Sie befürwortet sehr, die Mitarbeitenden in die Veränderungsdiskussionen über Strukturen mit einzubeziehen, und zwar bevor diese in Kraft treten. (ebd.)

Der neue stellvertretende Direktor appelliert an die Dialog-Kompromissbereitschaft der Mitarbeitenden
Nach Einschätzung von Rolf Baumbach, dem neuen stellvertretenden Direktor der ESA, waren die letzten Wochen in der ESA durch erbitterte Auseinandersetzungen gekennzeichnet. Umso wichtiger erscheint ihm, aus der Vergangenheit zu lernen und inhaltliche Weiterentwicklungen auf allen Ebenen und in allen Bereichen einzuleiten, die von möglichst vielen getragen werden. Mit Hinweis auf das „Evangelische“ der Stiftung formuliert er den nicht aufgebbaren Anspruch, miteinander als Christen umzugehen. Er appelliert an alle in der Stiftung Tätigen, ihren positiven Beitrag zur Dialogfähigkeit und Kompromissbereitschaft zu leisten, und signalisiert seine umfängliche Bereitschaft zu Gesprächen, Vermittlung und Meinungsaustausch.

(vgl. alsterdorf aktuell Nr. 35/1992, 15.10.1992 ArESA Publikationen, Hamburg)

Schreiben des Stellvertretenden Direktors an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ESA

Neuer stellvertretender Vorstandsvorsitzender
In seiner Sitzung am 27. Oktober 1992 hat der Stiftungsrat den Finanzvorstand Peter Buschmann in Würdigung seiner Verdienste zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der ESA ernannt.

(vgl. alsterdorf aktuell Nr. 40/29.10.1992, ArESA Publikationen, Hamburg)

Klarstellung der Kompetenzen von Rolf Baumbach als Vertreter des Direktors
Der Vorsitzende des Stiftungsrates sieht sich genötigt, sich in einem Schreiben zur Kompetenz von Pastor Rolf Baumbach und zu seiner Bestellung als Vertreter des Direktors zu äußern, um die Missverständnisse bei vielen Mitarbeitenden zu beheben. Er erläutert die Bedeutung des Paragrafen 9 Absatz 2 der alten Satzung, aufgrund dessen Pastor Baumbach am 16. September 1992 zum stellvertretenden Direktor berufen wurde. Durch diesen Paragrafen ist er mit der Seelsorge für die Bewohner*innen, die Kranken und Mitarbeitenden, aber auch für die Schwestern- und Diakon*innenschaft beauftragt. Der Vorsitzende des Stiftungsrates betont noch einmal, dass Rolf Baumbach mit dieser Berufung zum Stellvertreter nicht Mitglied des Vorstandes ist, sondern ausschließlich pastorale und seelsorgerliche Aufgaben in der ihm übertragenen Funktion wahrnimmt. St. Nicolaus erhält einen weiteren stellvertretenden Pastor. (ebd.)

Interview mit Jürgen Heinecker

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Erfahrungen der WG Bornheide mit ihrer neuen Umgebung Osdorfer Born
Jürgen Heinecker, Wohngruppenleiter der WG Bornheide, zieht eine erste Bilanz nach dem Umzug der Gruppe vom Stadthaus Schlump an den Osdorfer Born. Er schildert den Umbruch und die wider Erwarten guten Kontakte zu den Nachbarn. Dies geht wesentlich auf das Bemühen der Bewohner*innen der WG zurück. Die Befürchtungen der Mitarbeitenden im Zusammenhang mit dem neuen Stadtteil und seinen Bewohnern haben sich gelegt, die Nachbarn nehmen Anteil und kümmern sich.

(vgl. AF [Verfasserkürzel] 1992, Ganz viele nette Nachbarn. WG Bornheide erlebt am Osdorfer Born eine Ãœberraschung, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf Nr. 10/Oktober 1992, ArESA, Hamburg, S. 5)

Wolfgang Kraft wird neuer Personalvorstand
Am 1. Oktober wird der Jurist Wolfgang Kraft zum Personalvorstand der ESA berufen. Er betont, dass er an seiner Bewerbung festgehalten habe, weil er das Klima in der Stiftung als eine besondere Herausforderung begreift, dass ihn der Umgang mit Mitarbeiter*innen reizt, die sich für Menschen mit Behinderung oder kranke Menschen einsetzen, und dass es ihn freut, dass ihm in Alsterdorf alle Gesprächspartner vorbehaltlos begegnen. In seinen bisherigen beruflichen Zusammenhängen hat er im Personalwesen verschiedenster Unternehmen vielfältige Erfahrung sammeln können.

Interview mit Wolfgang Kraft

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(vgl. o. N. 1992, Neuer Personalvorstand seit 1. Oktober: Wolfgang Kraft. Herzlich willkommen!, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf Nr. 11/November 1992, ArESA, Hamburg, S. 5)