1991

Januar 1991

Entscheidungs- und Mitspracherechte – die Regionalleitungen positionieren sich
In einem Schreiben an den Vorstand des Bereichs Behindertenhilfe, Pastor Rudi Mondry, positionieren sich die Regionalleitungen zu den beabsichtigten Veränderungen, die der Bereich Zentrale Planung, genauer deren Beauftragte, Helga Treeß und Uwe Schiemann, in einem Tätigkeitsbericht vorgelegt haben. Sie weisen auf die unbedingte Notwendigkeit eines inhaltlichen Austausches hin, aber auch auf die Notwendigkeit neuer Formate von Zusammenarbeit.

„Wir haben den Eindruck, daß Entscheidungen bzgl. der Anbindung und Aufgaben betreffend unmittelbar bevorstehen, ohne daß alle Beteiligten Gelegenheit hatten, mit dem Vorstand die Situation zu analysieren und zu beraten. Wir sind uns nicht sicher, ob dem Vorstand die Bedeutung, die die Planer für die Arbeit im B-Bereich [Behindertenbereich] haben, ausreichend bewußt ist. Die angedachte Veränderung berührt außerdem den Pflegesatz, da beide Stellen durch den B-Bereich finanziert werden.

Die Regionalleitungen sind daher der Auffassung, daß im Bereich ‚Zentrale Planung‘ keine Entscheidung ohne eine gemeinsame Beratung gefällt werden darf. Darüberhinausgehend sind wir der Meinung, daß diese Umstrukturierung nach Prinzipien von OE/PE [Organisations- und Personalentwicklung] behandelt werden muß und daher als Thema in der Prozeßsteuerungsgruppe ‚Leiten – Führen und Dezentralisierung‘ eingebracht werden soll.“

(s. Dühsler, Thomas 1991, Schreiben an den Vorstand-B Pastor Mondry vom 10.01.1991, ArESA DV 608, Hamburg)

Interview mit Uwe Schiemann

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Interview mit Helga Treeß

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April 1991

Das Diakonische Werk wird über Veränderung in der Behindertenhilfe der ESA informiert
Die Regionalleiter der ESA, Giese, Kern, Maas und Schmit, treffen sich mit den Vertretern des Diakonischen Werkes Hamburg, Müssig und Witt. Im Mittelpunkt der Gespräche steht einerseits das von Anna-Maria Baresch, pädagogische Regionalleiterin der Region Nord, verfasste Grundsatzpapier über Veränderungen in der Behindertenhilfe, perspektivische Zielsetzungen und Stellenbedarfe. Andererseits geht es ebenso um die Reaktionen der BAGS (Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales) auf die Forderungen der ESA. Die Vertreter des Diakonischen Werkes (DW) zeigten sich zwar erstaunt über die Ausdauer der ESA in den Verhandlungen mit der BAGS, betonten jedoch als Spitzenverband ihre Zurückhaltung, d. h., dass sie erst auf ausdrückliches Verlangen der ESA gegenüber der BAGS aktiv werden würden. Darüber hinaus zeigten sich beide Seiten bereit, ihre Zusammenarbeit zu intensivieren, und zwar in der Form, dass z. B. ein Vertreter des Diakonischen Werkes an den Pflegesatzverhandlungen der ESA mit der Behörde teilnehmen sollte und der Austausch zwischen DW und ESA verstärkt werden sollte.

(s. Besprechungsnotiz vom 10.04.1991, ArESA DV 608, Hamburg)

Interview mit Stefan Rehm

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(vgl. Baresch, Anna-Maria u.a. 1990, 04/1990 – Veränderungen in der Behindertenhilfe, Perspektiven der 90er Jahre in der Ev. Stiftung Alsterdorf, Stellenbedarfe, DV 83, Hamburg)

Die Regionalleitungen positionieren sich zur Prozesssteuerung der Dezentralisierung
In einem Ergebnisprotokoll dokumentieren die Regionalleitungen ihre Vorbereitungsthemen und Positionierungen für die anstehende Prozesssteuerungsgruppe Dezentralisierung. Den Einstieg sollen die Fragen der Dezentralisierung in Bezug auf Budgets, Verantwortlichkeiten, Kapazität und auch in Bezug auf die Zentrale Verwaltung und Versorgung bilden. Auf der Liste der Regionalleitung stehen Fragen und Störthemen:

  • Bis wann stehen von wem welche Steuerungsinstrumente zur Verfügung, um der Steuerungsverantwortung gerecht zu werden?
  • Bestehende Störthemen: EDV zentral – keine Aussicht auf Instrumente / Zentrale Immobilien-Holding – Auswirkungen auf Wohnbereich? – Beteiligung erforderlich / Reaktionen aus den Wohnstätten – Unklarheiten im Umgang mit PDW [Personenbezogene Dienstleistungen Wohngruppe].

(vgl. Protokoll Jour fixe alle Regionalleitungen vom 17.04.1991, ArESA DV 608, Hamburg)

Juni 1991

Humane Lebensbedingungen im Karl-Witte-Haus – Ergebnis der Bestandsaufnahme
Der Umbruch veröffentlicht das Ergebnis der Bestandsaufnahme, die eine Arbeitsgruppe der neu geschaffenen Region ein Jahr lang durchgeführt hat. Diese Arbeitsgruppe startete unter der Vorgabe: Schaffung humaner Lebensbedingungen für die Bewohner des Karl-Witte-Hauses. Die Arbeitsgruppe, der zwölf Mitarbeitende aus neuen und alten Abteilungen, Wohnstättenleitung Thomas Steinberg, Regionalleitung Theodorus Maas und zwei Vertreter der Zentralen Planung, Helga Treeß und Uwe Schiemann, angehören, stellt in ihrer Bestandsaufnahme fest, dass 24 Wohnplätze nicht den Vorgaben der Heimmindestbauverordnung entsprechen:

„Am 31.12.1988 war die Frist abgelaufen, die die Heimaufsicht der Stiftung und dem Heimbereich ‚Männer I‘ gesetzt hatte. Reaktionen nach Ablauf der Frist: Fehlanzeige […]. Mit der Bestandsaufnahme wurde schnell der wichtigste Punkt in der Arbeit der AG klar: Neuer Wohnraum muß her, damit möglichst schnell 44 Bewohner ausziehen können […]. Ein Riesenproblem angesichts des heutigen Wohnungsmarktes in Hamburg und der Finanzprobleme der Stiftung.“ 

(s. GR [Verfasserkürzel] 1991, Das Karl-Witte-Haus: quadratisch, praktisch, schlecht. Unsere Träume sind nie gefeit gegen ’ne Überdosis Wirklichkeit, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf Nr. 6/Juni 1991, ArESA, Hamburg, S. 3 f.)

Mitarbeitende für das Rumänien-Projekt gesucht

„Die beiden Alsterdorfer MitarbeiterInnen […] arbeiten z. Zt. für ein halbes Jahr als pädagogische Entwicklungshelfer in Cighid. Sie werden […] von KollegInnen aus Deutschland unterstützt, die sich in einem drei- bis vierwöchigen Rhythmus abwechseln. Für diese Unterstützungsarbeit werden […] weitere Interessenten gesucht.“

(s. o. N. 1991, Gesucht. Interessenten für eine drei- bis vierwöchige Mitarbeit im Kinderheim im rumänischen Cighid, in: ESA [Hg.], Umbruch. Magazin der Ev. Stiftung Alsterdorf Nr. 6/Juni 1991, ArESA, Hamburg, S. 4)

Juli 1991

Thesen zur Lage der Evangelischen Stiftung Alsterdorf
Im Sommer 1991 erscheint ein nicht näher datiertes Papier, vermutlich aus dem engeren Arbeitsumfeld des Vorstands (lt. Auskunft vom damaligen Assistenten des Vorstands, Georg Schnitzler), mit Thesen zu verschiedenen Themenstellungen, die in ihrer Gesamtheit eine offensichtlich prekäre Lage der Evangelischen Stiftung Alsterdorf schildern.

Thesenartig werden Problemstellungen geschildert und jeweils Lösungsvorschläge formuliert.

Interview mit Georg Schnitzler

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Neben den immensen wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Stiftung, die laut Verfasser ihre Ursachen u. a. im Steuerungsversagen der zentralen Dienstleistungseinrichtungen haben, konstatiert das Papier:

  • „80 % der leitenden Mitarbeiter der Stiftung sind mit ihrer heutigen Aufgabenstellung überfordert. So findet z. B. fast keine Personalführung statt […].
  • Die Verfahren der Organisations- und Personalentwicklung, wie sie von der Abt. PE/OE und den beiden Beraterinnen angeboten werden, haben sich zum Mantel für die Inkompetenz der leitenden Mitarbeiter und damit zu Ersatzführungsinstrumenten entwickelt […].
  • Die Arbeit des Vorstands ist zusammengebrochen. Lösungsvorschlag: Der Vorstand sollte um mindestens eine, evtl. zwei oder drei Personen verstärkt werden.
  • Aufgabenschwerpunkte der neuen Vorstände müssen sein:
  • Sanierung der zentralen Dienstleistungsbereiche (= Sanierung der Finanzen),
  • Personalführung […],
  • die Krise der Stiftung ist in den letzten zehn Jahren von unten nach oben gewandert: sie ist jetzt im Stiftungsrat angekommen. Der Stiftungsrat wird seinen Aufgaben nicht gerecht […],
  • Die Regionalleiter haben ihre Bereiche bisher überwiegend verwaltet, sich mit Störungen aller Art herumgeschlagen, kaum Personalführung betrieben und ihre Zeit mit Klausuren verbracht,
  • Bei den RL [Regionalleitungen] scheint am deutlichsten die Anwendung der PE/OE-Methoden die fehlende Personalführung zu ersetzen. Die Regionen haben kein Gesicht (Ausnahme: Region Ost). Ein großer Teil dieser Schwierigkeiten ist durch die unklare Vorstandsarbeit und die fehlende Budgetierung verursacht.“
(s. o. N. 1991, Georg Schnitzler, Thesen zur Lage der Ev. Stiftung Alsterdorf, ArESA Hist. Slg. 61 II, Hamburg)

September 1991

Pflegesatz 1991– Controlling – Budgetierung – Kostenstellenverantwortung
Die Vertreter der Zentralen Verwaltung treffen sich zu einem Austausch mit den Regionalleitungen. Hier ein Auszug aus dem Ergebnisprotokoll der Sitzung:

„Pflegesatz 1991:

Nach Auskunft von Herrn Dr. Peiffer sind zwischenzeitlich folgende Themen mit Herren Allemeyer und Stöver (BAGS) vorbesprochen worden:

  • Wege- und Rüstzeitenabgeltung / KAT-Ãœbernahme (Kirchlicher Angestellten Tarif) […]
  • Abgrenzung Inventarpauschale / Sachaufwand […]
  • Wartungskosten / Gebäude […]
  • EDV / Leasing und Wartung […]
  • Fremdkapital […]

Der Themenkomplex Förderbereich und die Frage der Ausweitung der Position Spezialgerät sind bislang nicht weiter zur Sprache gekommen.
Ansonsten waren die Vertreter der ESA (Buschmann, Dehn, Peiffer, Fenker u. v. Wedel) bemüht, Mißtrauen der BAGS abzubauen und Antragsfehler zu korrigieren […].

Controlling:

  • Um die Pflegesatz-Kenntnisse und operatives Controlling zu multiplizieren und weiterzuführen, wird ein neuer Mitarbeiter gesucht.
  • Die Frage, ob er auf Dauer zentral oder dezentral eingesetzt werden soll, ist später zu klären […]. Vormerkung für RL [Regionalleitungen]: Wir müssen Strategien in Richtung Vorstand und BAGS vereinbaren, um operatives Controlling in den einzelnen Regionen durch zusätzliche Mitarbeiter / Stellen sicherzustellen. (Gleiches gilt für den Förderbereich).

Budgetierungsprogramm

Die Herren Dehn und Dr. Peiffer machen deutlich, daß mit dem nun entwickelten Budgetierungsprogramm

  • Soll-Ist-Vergleiche auf verschiedenen Hierarchiestufen (Wohngruppe, Wohnstätte, Region) möglich sein werden, und zwar für einen bestimmten Monat und zugleich für mehrere Monate (‚aufgelaufenes Jahr‘); […]
  • dem Vorschlag der RL [Regionalleitungen], für den Wohnbereich ein pflegesatzkonformes, d. h. an dem Selbstkostenblatt ausgerichtetes Kontensystem einzuführen, kaum entsprochen werden kann, […].
  • jetzt für jede Kostenstelle ein sog. Kostenstellen-Verantwortlicher benannt werden muß. […]

Kostenstellenverantwortung

  • Wir reden nicht über ein Zugriffsprofil. Wir gehen stattdessen von einer umfassenden Kostenstellen-Verantwortung der Wohngruppenleiter, der Wohnstättenleiter und der Regionalleiter aus, […].
  • an dem Ziel, alle Kosten möglichst verursachergerecht festzuhalten, soll festgehalten werden, […].
  • RL [Regionalleitungen] müssen weitere Verfahrensschritte zum ‚Herunterbrechen‘ der Kostenstellen-Verantwortlichkeit regeln â€¦â€œ
(s.Protokoll. [Treffen RL=Regionalleitungen] / F mit VR = Verwaltung Rechnungsabteilung und VRP = Verwaltung Rechnungsabteilung und Personal] vom 17.09.1991, ArESA DV 608, Hamburg)

Oktober 1991

Der Förderbereich schlägt Alarm
Der Umbruch berichtet über die Unterversorgung im Förderbereich. Insgesamt 300 erwachsene Bewohner, die nicht in die Werkstatt gehen können, bleiben von einer längerfristigen Förderung, die außerhalb der Wohngruppe stattfindet, ausgeschlossen. Aber auch die 350 Bewohner, die von einer Förderung profitieren können, erhalten nur zwei oder drei Stunden täglich, d. h., sie sind unterversorgt. Die im Jahr zuvor bewilligten Gelder reichen bei Weitem nicht. Das Ganze droht zu eskalieren, da nun noch 43 Abgänger und Abgängerinnen der Bugenhagenschule eigentlich Angebote erhalten müssten, was bis auf wenige Ausnahmen nicht geleistet werden kann.

(vgl. o. N. 1991. Alarmstufe „rot“ im Förderbereich. Es fehlen Stellen und Räume, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf Nr. 10 /Oktober 1991, ArESA, Hamburg, S. 5)

Externe Förderplätze – die gescheiterte Initiative einer Wohngruppe
Der Wohngruppenleiter der WG [Wohngruppe] 22 ist mit dem o. g. Problem konfrontiert, denn fünf der acht Bewohner*innen hatten im Sommer die Schule beendet. Der Wohngruppenleiter, so berichtet der Umbruch, organisiert erfolgreich drei Tagesförderplätze bei anderen Trägern. Diese Unternehmung scheitert, da Alsterdorf bereits im Vorfeld die Ãœbernahme der Kosten ablehnte und die Behörde ebenfalls nicht zur Kostenübernahme bereit ist.Ein Bewohner schafft es in den Förderbereich der ESA. Für die anderen Bewohner*innen entwickelt die Wohngruppe ein Programm tagesstrukturierender Angebote von ca. zehn Stunden wöchentlich. Dieses wird bis auf Weiteres aus dem Kontingent für Aushilfskräfte der WG finanziert. (ebd., S. 4)

Misswirtschaft in der ESA
Ein 40-Millionen-Mark-Defizit der ESA:

  • Tageshonorare von 2.000 DM für Unternehmensberatungen
  • Pflegenotstand und vernachlässigte Bewohner*innen, die über Wochen keine frische Luft bekommen
  • Streichung von hausinternen Qualifizierungsmaßnahmen für die Mitarbeitenden aus Etatgründen
  • Von 300 neuen bei der Sozialbehörde beantragten Stellen sind erst 100 bewilligt

(vgl. Balzer, Klaus 1991, Stiftung Alsterdorf. Hier herrscht Mißwirtschaft, in: Gruner + Jahr [Hg.], Hamburger Morgenpost vom 16. Oktober 1991, ArESA Hist. Slg. 6, Hamburg)

November 1991

ESA-Kritik an den Stellenplänen der Sozialbehörde
Der Vorstand veröffentlicht eine Dokumentation über die Stellenplanverhandlungen, die zwischen der ESA und der Sozialbehörde im Zeitraum von 1989 bis 1991 gelaufen sind. In diesem zwölfseitigen Papier dokumentiert der Vorstandsvorsitzende Rudi Mondry mit den acht Regionalleiter*innen und der Leiterin des Förderbereichs ausführlich die Bemühungen der Alsterdorfer Behindertenhilfe, das erforderliche Leistungsgeschehen im Rahmen der Eingliederungshilfe vertraglich mit dem Leistungsträger BAGS (Sozialbehörde) neu zu vereinbaren.

„Die Entwicklung der Alsterdorfer Behindertenhilfe seit 1983, die gekennzeichnet ist durch

  • eine weitere Normalisierung der Lebensbedingungen;
  • eine fortschreitende Individualisierung und Differenzierung der Hilfsangebote;
  • weitere Verkleinerung der Wohngruppen und
  • den Aufbau regionalisierter, stadtteilnaher Wohn- und Lebensmöglichkeiten,

ist gefährdet […].

Seit 2 Jahren verhandeln wir mit unserem Kostenträger […] (BAGS) [Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales] – bis heute mit unbefriedigendem Ergebnis. Die neuen Stellen, die wir bislang erhalten haben, gleichen noch nicht einmal den Rückgang an ABM [Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen] und Zdl-Stellen [Zivildienstleistende] aus […].

Wir bezweifeln inzwischen, daß die BAGS die ‚mit uns gemeinsam formulierten Ziele der Behindertenhilfe in Hamburg und in Alsterdorf […] weiterhin teilt‘.

[Das Fazit]: „Wir müssen nach den zweijährigen Verhandlungen feststellen: Die BAGS hat sich als wenig verbindlicher und verläßlicher Verhandlungspartner erwiesen […]. Heute ist die Situation in manchen Alsterdorfer Wohngruppen unerträglich geworden, und wir müssen befürchten, daß bald ein weitreichender Betreuungsnotstand zu beklagen sein wird.“

(s. alsterdorf aktuell. Mitteilungsblatt der Ev. Stiftung Alsterdorf Nr. 10/1991 – Dokumentation der Stellenplanverhandlungen, ArESA Publikationen, Hamburg)

Eine neue diakonische Sicht auf Menschen mit Behinderung
Zum 1. November 1991 wird Rolf Baumbach zum Pastor der St. Nicolaus-Kirche in der Evangelischen Stiftung Alsterdorf ernannt. Mit ihm ändert sich das Konzept im Umgang mit den dort lebenden Menschen mit Behinderung. Es soll fortan keine Trennung mehr zwischen den normalen Gemeindemitgliedern und ihnen geben. Von jetzt an gibt es z. B. entsprechend dem Integrationsprinzip nur noch gemeinsame Gottesdienste. Der neue Pastor Rolf Baumbach betont, dass die Lebendigkeit, Spontaneität und herzliche Offenheit der Menschen mit Behinderung eine große Bereicherung seien.

(vgl. AF [Verfasserkürzel] 1992, Besonderes Kennzeichen: Roter Schal. Von Personen: Pastor Rolf Baumbach, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf Nr. 3/März 1992, ArESA, Hamburg, S. 5)

Dezember 1991

Erste Jahresbilanz der Abteilung Organisations- und Personalentwicklung
Die ESA beginnt damit, Personal- und Organisationsentwicklung zu etablieren. Den 3.000 Mitarbeitenden und rund 300 Leitungskräften der ESA stehen sieben Fachkräfte (5,5 Stellen) für die Beratung zur Verfügung. In einer Kurzeinführung beschreibt die Leiterin, Sigrid Jürgensen, die grundsätzliche Aufgabenstellung dieser Abteilung in der Stiftung, aber auch die Problematiken, die mit der Errichtung dieser Abteilung verbunden sind:

Interview mit Dr. Sigrid Jürgensen

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Interview mit Günther G. Hahnemann

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„Organisationsentwicklung ist die gezielte Gestaltung und Begleitung von Entwicklungsprozessen in sogenannten Organisationsfamilien (gemeinsames Lernen der verschiedenen Hierarchieebenen z. B. in Steuerungsgruppen oder Themengruppen) […]. Gezielte Personal- und Organisationsentwicklung […] setzt dann ein, wenn sich Einzelne, bestimmte Zielgruppen, verschiedene hierarchische Ebenen, Teams, Leitungskreise, Abteilungen und ganze Bereiche auf Initiative und mit Förderung durch die jeweiligen Führungskräfte auf den Weg von Lern- und Entwicklungsprozessen begeben […].

            [Die Aufgaben sind:]

1. Fachliche Fortbildung und Weiterbildung für Mitarbeiter […] mit Schwerpunkt in der Schulung der ATE’s (Angestellte in der Tätigkeit eines Erziehers), die […] mit zwei Kursen à 20 SchülerInnen begann […]“ und Fortbildungskurse für ‚Leitende‘ „im Bereich betriebswirtschaftliche Grundlagen […]

2. Beratung von Mitarbeitern […]

3. Fortbildung von Führungskräften und Leitungskreisen […]

4. Beratung von Führungskräften […]

5. Begleitung von Projekten […].

Bei der Unterstützung von Führungskräften spüren wir viel Ablehnung. Führung ist in vielen Köpfen noch ein Tabuthema, weil es oft mit autoritärem oder maßregelndem Verhalten gleichgesetzt wird. Übersehen wird dabei, daß sinnvolle Führung auch Prophylaxe gegen Ausbrennen ist.“

(s. Jürgensen, Sigrid, Dr. 1991/1992, OE’L ins Alsterdorfer Getriebe. Abteilung Personal- und Organisationsentwicklung zieht Jahresbilanz, in: ESA [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Ev. Stiftung Alsterdorf Nr.12/1, 1991/1992, ArESA, Hamburg, S. 10)