1985

März 1985

Vorlage – Sozialwohnungen und öffentlich geförderte Werkswohnungen für behinderte Menschen
Sigrid Jürgensen und Uwe Schiemann aus der Abteilung Zentrale Planung, haben eine Vorlage erarbeitet mit der Zielsetzung, das Kontingent der insgesamt 183 Sozialwohnungen und öffentlich geförderten Werkswohnungen im Bestand der Alsterdorfer Anstalten von aktuell sechs Wohnungen auf insgesamt 20 Wohnungen für behinderte Menschen zu erhöhen.

„Davon sollen 10 Wohnungen mit behinderten Menschen belegt werden, die weiterhin einen Heimvertrag behalten. Die anderen 10 Wohnungen sollen ohne Heimvertrag vermietet werden. Als zusätzliche Hilfe sind für diese Mieter sozialpädagogische Betreuungen vorzusehen. Dabei ist von 1 Stelle für 10 Bewohner auszugehen.“

(s. Jürgensen, Sigrid Dr./Schiemann, Uwe 1985, Sozialwohnungen und öffentlich geförderte Werkswohnungen. Vorlage vom 18.03.1985 für den Vorstand, ArESA DV 1931, Hamburg)

Humanes Wohnen – Internationales Symposium in Hamburg
Uwe Schiemann stellt in einem Vortrag die Entwicklungsplanungen der Alsterdorfer Anstalten vor.

„Menschenwürdige Wohnmöglichkeiten zu schaffen, ist heute eine der vordringlichen Aufgaben der Behindertenarbeit. Schon die sachlichen Probleme sind zahlreich und nicht immer leicht zu lösen. Schwerer noch ist es, die psychologischen Barrieren in der Öffentlichkeit zu überwinden und von der Angemessenheit des erforderlichen Betreuungsaufwandes zu überzeugen. Ein Ziel der Tagung war der Versuch, nach weiteren Lösungsmöglichkeiten für ein zeitgemäßes und humanes Wohnen Behinderter zu suchen und damit in diesem wesentlichen Lebensbereich Maßstäbe zu entwickeln, wie sie heute auch für Nichtbehinderte gelten.“

(s. o. N. 1985, Vorwort, in: Hamburger Spastikerverein [Hg.], Internationales Symposium „Was heißt hier Wohnen?“ Wohnprobleme körperlich und geistig Behinderter. Tagungsbericht vom 26.–30. April, Hamburg, S. 5)

Interview mit Uwe Schiemann

Zum Interview mit Transkription

Uwe Schiemann, Entwicklungsplanungen der Alsterdorfer Anstalten

April 1985

Mondry und Heine in Kopenhagen
Rudi Mondry und Ulrich Heine besuchen vier Tage Kopenhagen, um sich vor Ort und persönlich über Strukturen und Prozesse in den unterschiedlichen Einrichtungen der Behindertenhilfe zu informieren. Ihre Anlaufstellen sind ein Integrationskindergarten, Schule mit Integrationsintention und Wohnheime für Menschen mit Behinderung. Der Besuch eines Pflegeheims, in dem auch Menschen mit leichter Behinderung leben, ist nach Ansicht der beiden Leitungen am interessantesten. Pastor Mondry und Ulrich Heine beschreiben die transferierbaren, vorbildhaften Aspekte:

Sie betonen ausdrücklich, dass dort viele gute Ideen für den Behindertenbereich vorhanden sind, auch wenn es sich um ein Pflegeheim mit alten und gebrechlichen Menschen handelt, die für neue Planungen im Behindertenreich der Alsterdorfer Anstalten unbedingt beachtenswert sind.

(vgl. Heine, Ulrich 1985, Besuch bei unseren nördlichen Nachbarn. Behinderteneinrichtungen in Kopenhagen, in: Alsterdorfer Anstalten [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Alsterdorfer Anstalten, ArESA, Hamburg, S. 3)

September 1985

Widerstände gegenüber Außenwohngruppen
Bereits in der Juli-August-Ausgabe berichtete die Alsterdorfer Mitarbeiterzeitschrift Umbruch, dass die Volksdorfer Bürgerinitiative gegen das Wohngruppenprojekt beim Ortsamt Walddörfer Widerspruch gegen die Genehmigung der Nutzungsänderung des Schwesternhauses Bethanien eingelegt hat.

(vgl. o. N. 1985, Behinderte unerwünscht. Bürgerinitiative gegen Behinderte, in: Stiftung Alsterdorfer Anstalten [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Alsterdorfer Anstalten, Nr. 7/Juli und August 1985, ArESA, Hamburg, S. 6)

„Die lokale und überregionale Presse, Kommunalpolitiker aller Parteien und viele Einzelpersonen treten für unsere Bewohner ein. Das kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß wir den teilweise massiven Widerstand sehr ernst nehmen müssen – auch im Hinblick auf neue Außenwohngruppen in anderen Stadtteilen […]. Wie schwer unser Normalisierungskonzept durchzusetzen ist, zeigt sich doch auch schon daran, daß für den Einzug behinderter Menschen in ein schon immer als Heim genutztes Gebäude eine Nutzungsänderung genehmigt werden muß. Hier sind eindeutig die Sozialpolitiker und Gesetzgeber gefordert, um diesem Unsinn endlich ein Ende zu bereiten.“

(s. o. N. 1985, Volksdorf: Immer noch Widerstand gegen unsere Bewohner, in: Stiftung Alsterdorfer Anstalten [Hg.], Umbruch. Mitarbeiter-Zeitschrift der Alsterdorfer Anstalten Nr. 8/September 1985, ArESA, Hamburg, Titelseite)

Lebenshilfe-Kongress für und mit Menschen mit geistiger Behinderung in Hamburg
Diese Ausgabe der Mitarbeiterzeitschrift leitet ebenfalls einen Aufruf der Bundesvereinigung Lebenshilfe weiter. Diese will im Oktober 1986 einen mehrtägigen Kongress veranstalten, den 1. Europäischen Kongreß der Internationalen Liga von Vereinigungen für Menschen mit geistiger Behinderung. Das Besondere hieran wird sein, dass Kongressteilnehmer mit Behinderung aus ganz Europa in ansässige Wohngruppen eingeladen werden sollen und diese unter bestimmten Lebensaspekten befragen sollen. Anschließend sollen die Kongressteilnehmer mit Behinderung und deren Betreuer am letzten Tag vor dem ganzen Kongress ihre Ergebnisse vorstellen. Auch die Alsterdorfer Anstalten wollen zehn Kongressteilnehmer mit Behinderung zu sich einladen und wenden sich mit dieser Bitte an Wohngruppen. (ebd. S. 3)