1981

Januar 1981

Vorschlag der Erziehungs- und Pflegedienstleitungen – neue Strukturen fĂŒr die Alsterdorfer Anstalten

„Im Vorstand sollten neben dem Personal- und Finanzleiter ein leitender PĂ€dagoge und ein leitender Arzt vertreten sein. Diese 4 Bereiche sollten dem Vorstandsvorsitzenden Direktor zugeordnet sein. In der Anstaltsleitung sollte der leitende PĂ€dagoge personenidentisch ebenfalls Mitglied sein. [
] Der leitende PĂ€dagoge soll die Dienst- und Fachaufsicht ĂŒber die Erziehungs- und Pflegeleitungen ausĂŒben.“

(vgl. Protokoll. 37. Leitungskonferenz der Erziehungs- und Pflegeleitungen vom 06.01.1981, ArESA DV 1932, Hamburg, S. 1)

Der Vorstand des Behindertenbereichs, Ulrich Heine, informiert:

  • Es gibt ein detailliertes Konzept zu den Zielen der Arbeit in der Heilerziehungsanstalt und der Heil- und Pflegeanstalt, das gemeinsam von den Alsterdorfer Anstalten und der Behörde fĂŒr Arbeit, Jugend und Soziales erarbeitet wurde.
  • Die Anzahl der Heimbewohner auf dem ZentralgelĂ€nde der Alsterdorfer Anstalten soll auf rund 600 begrenzt werden.
  • In systematischer Weise wurden in den letzten zwei Jahren Außengruppen etabliert:
    Schlump: 99 Bewohner/10 Wohngruppen: Ă  16 Behinderte.
  • In den letzten zwei Jahren wurde ebenfalls der Freizeit- und Förderbereich erheblich erweitert.
  • Im Jahr 1981 sollen weitere Außenwohngruppen entstehen.
  • Das ZentralgelĂ€nde ist vorgesehen fĂŒr therapeutische Einrichtungen und den Betrieb der Werkstatt fĂŒr Behinderte.
  • Große Wohnabteilungen wurden so weit wie möglich verkleinert.
  • Die Anzahl der Mitarbeitenden wurde verstĂ€rkt und ihre Qualifikationen verbessert, sodass auch die Versorgung und die Förderung fĂŒr Behinderte sich verbesserte. 53 Prozent der Mitarbeitenden sind mittlerweile ausgebildet.
  • Die Erziehungs- und Pflegegebiete wurden verkleinert, um die Beratung der Wohnabteilungen zu verbessern.
  • Die Alsterdorfer Anstalten haben die Ausbildungen und Zusatzausbildungen fĂŒr Menschen mit Mehrfachbehinderung erheblich erweitert, da es in Hamburg nicht genug AusbildungsstĂ€tten gibt.

(vgl. Heine, Ulrich 1981, Schreiben an die innerbetriebliche Öffentlichkeit vom 15.01.1981, ArESA DV 1933, Hamburg)

Der neue Beauftragte fĂŒr Außenwohngruppen
Stefan Doose wird den Leitungen des Erziehungs- und Pflegedienstes vorgestellt; er skizziert seine ersten Überlegungen zu seinem Aufgabenbereich.

„Die Teilnehmer stimmen darin ĂŒberein, daß [
] zunĂ€chst die anstehende Bildung von Außenwohngruppen fĂŒr etwa 60 Bewohnerinnen im weiblichen Bereich im Vordergrund stehen sollte.“ Zur Auflockerung von Heinrichshöh seien noch etwa zwei Wohngruppen mit insgesamt 16 Bewohnern auszugliedern.

(s. Protokoll. 38. Sitzung der Erziehungs- und Pflegeleitungen vom 08.01.1981, ArESA BwB 180, Hamburg, S. 1)

Notiz: Stefan Doose, Fortbildungsreferent in der Stiftung, war angedacht als Leitung der Außenwohngruppen.

Februar 1981

Bildung von Außenwohngruppen – Sachstand und Konzeption
Zur Konzeption der Außenwohngruppen wird die von Stefan Doose angefertigte Tischvorlage diskutiert. Im Protokoll heißt es:

„Herr Dose verdeutlicht die unter der pĂ€dagogischen Konzeption gemachte Aussage dahingehend, daß er nicht beabsichtige, die Bewohner nach Durchlaufen des Wohntrainingsbereiches in andere Stadtteile umzusetzen. Vielmehr verfolge er das Ziel, daß das Wohntraining und die danach den Bewohnern anzubietenden Wohnungen in unmittelbarer Nachbarschaft sein sollten, um ein Herausreißen der Bewohner aus ihnen vertraut gewordener Umgebung zu vermeiden. Das Papier soll in den Fachgremien weiter beraten werden.“

(s. Protokoll. 43. Sitzung der Erziehungs- und Pflegeleitungen vom 09.02.1981, ArESA BwB 180, Hamburg, S. 2)

MĂ€rz 1981

Die Rollstuhlfahrer-Initiative
In Hamburg hat sich eine Rollstuhlfahrer-Initiative gegrĂŒndet, die sich unter anderem nachdrĂŒcklich dafĂŒr einsetzt, dass die seinerzeit sehr langen Wartezeiten fĂŒr Fahrten mit dem Spezialdienst des DRK (Deutschen Rotes Kreuz) fĂŒr Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer abgebaut werden.

„Ca. 70 rollstuhlfahrende Alsterdorfer Bewohner sind fahrtberechtigt fĂŒr den Spezialdienst des DRK und haben unter den langen Wartezeiten zu leiden. Die Anwesenden beschließen, die Initiative in ihren Forderungen zu unterstĂŒtzen und in den Anstalten eine Unterschriftensammlung durchzufĂŒhren.“

(s. Protokoll. Arbeitsgruppe der Erziehungs- und Pflegeleitungen vom 12.03.81, ArESA DV 1934, Hamburg, S. 1)

Mangel an TagesförderstÀtten-PlÀtzen
Elke Thomsen weist darauf hin,

„[
] ‚daß im weibl. sowie im Kinder- und Jugendbereich TagesförderstĂ€ttenplĂ€tze fehlen. Nicht abgedeckt sei der Leistungsbereich zwischen WfB [Werkstatt fĂŒr Behinderte] und BT [BeschĂ€ftigungstherapie]. Fr. T. macht VorschlĂ€ge zur Behebung dieses Mangels: – Einrichtung gruppenĂŒbergreifender Förderprogramme im Kinder- und Jugendgebiet unter Hinzuziehung der Praxisanleiter und anderer vorhandener Mitarbeiter sowie Schaffung einiger neuer Stellen. Wichtiger Punkt: Raumfrage. Hr. C. [Sprecher der Erziehungs- und Pflegedienstleitungen] schlĂ€gt vor, zunĂ€chst ein diesbezĂŒgliches Konzept zur Vorlage bei Anstaltsleitung zu erstellen.‘ Fr. Thomsen ĂŒbernimmt das. Der Bedarf soll in allen Bereichen festgestellt werden.“ (s. o.)

Notiz: Elke Thomsen hatte damals die Leitung des Kinder- und Jugendbereiches.

April 1981

Einbeziehung der Zentralnachtwache in den Erziehungs- und Pflegedienst – ja oder nein?
Die Erziehungs- und Pflegeleitungen (EPL) sprechen sich einstimmig gegen die Einbeziehung der Zentralnachtwache in die EPL aus. Sie vertreten den Standpunkt,

„daß auch bei WĂŒrdigung der Argumente der ZNW [Zentrale Nachtwache] – bessere Kommunikation – Beteiligung an Entscheidungsprozessen [
] nicht angemessen ist.“

(s. Protokoll. 53. Sitzung der Erziehungs- und Pflegeleitungen vom 30.04.1982, ArESA DV 1933, Hamburg, S. 2)

Juni 1981

Meinungsbildung zum Aufnahmestopp
Die Erziehungs- und Pflegeleitungen (EPL) sprechen sich nach ausfĂŒhrlicher Diskussion fĂŒr eine Beibehaltung des Aufnahmestopps aus. Die GrĂŒnde hierfĂŒr:

  • Mangel an menschenwĂŒrdigen Wohnbedingungen bei den schon in den Anstalten lebenden Bewohnerinnen und Bewohnern,
  • Verlust der GlaubwĂŒrdigkeit in Bezug auf die Forderungen nach verbesserten Rahmenbedingungen fĂŒr Wohnen und Leben der Menschen mit Behinderung in Bezug auf die Forderung nach Außenwohngruppen und Behindertendörfern.

Ihrer Meinung nach kann eine Lockerung erst dann erfolgen, wenn klare Regelungen getroffen sind, wann und in welchem Umfang die WohnkapazitÀten erweitert werden.

Josef Czerwionka, Sprecher der Erziehungs- und Pflegedienstleitungen, erhĂ€lt den Auftrag, sowohl Pastor Schmidt in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender als auch die anderen Leitungsmitglieder der Anstalt ĂŒber den Standpunkt der EPL zu informieren.

(vgl. Protokoll. 56. Sitzung der Erziehungs- und Pflegeleitungen vom 18.06.1981, ArESA DV 1934, Hamburg, S. 1 f.)

Installierung von HeimbeirÀten
Josef Czerwionka berichtet, dass am 23. Juni 1981 ein GesprĂ€ch zwischen der Heimaufsicht, dem Elternbeirat und Vertretern der Alsterdorfer Anstalten ĂŒber die Installierung von HeimbeirĂ€ten stattfinden wird; es wird insbesondere um die ModalitĂ€ten und Zusammensetzung des Gesamtheimbeirates gehen. (ebd.)

Noch im selben Jahr wird eine „Heimbeirats-Ordnung fĂŒr die Ev. Heilerziehungs-, Heil- und Pflegeanstalt der Alsterdorfer Anstalten“ verabschiedet:

  • „Vertretung der Heimbewohner und ihrer gesetzlichen Vertreter §1 (1) Die besondere personelle Struktur der Bewohnerschaft der Ev. Heilerziehungs-, Heil- und Pflegeanstalt der Alsterdorfer Anstalten steht der Bildung eines Heimbeirats im vollstĂ€ndigen Umfange nach den Vorschriften des Heimgesetzes und der Heimmitwirkungsverordnung entgegen. [
]
  • Zur Mitwirkung der Heimbewohner im Rahmen ihrer Möglichkeiten haben die Alsterdorfer Anstalten bisher einen Sprecherrat aus dem Kreis der Heimbewohner gebildet. Zur Mitwirkung der Eltern und VormĂŒnder als gesetzliche Vertreter der Heimbewohner haben die Alsterdorfer Anstalten einen Elternbeirat gebildet. [
]
  • Nunmehr werden fĂŒr jedes Erziehungs- und Pflegegebiet HeimbeirĂ€te gebildet, die aus Heimbewohnern und gesetzlichen Vertretern bestehen. Die Wahlen zu den HeimbeirĂ€ten sind am 16. September 1981 abgeschlossen worden. [
]
  • Der Elternbeirat bleibt bestehen.“
(s. Heimbeirats-Ordnung fĂŒr die Ev. Heilerziehungs-, Heil- und Pflegeanstalt der Alsterdorfer Anstalten, ArESA Hist. Slg. 60, Hamburg)

Das Leitungsgremium Heilerziehungs-, Heil- und Pflegeanstalt erhÀlt eine Funktionsbeschreibung und Ordnung (GeschÀftsordnung)

„Die Ev. Heilerziehungs-, Heil- und Pflegeanstalt wird gemeinsam von HF, HM, HP, HV, HW geleitet (Kollegialgremium). Vorsitzender des Leitungsgremiums ist HP. Dieses Gremium ist verantwortlich fĂŒr: – Konzeption fĂŒr den Lebensbereich der Bewohner einschl. der medizinischen Bereiche – Koordination und Kontrolle der gesamten Arbeit der HPA – und Aufhebung von Wohngruppen – Konzipierung und DurchfĂŒhrung von Aus- und Fortbildung – reibungslosen wirtschaftlichen Ablauf aller Verwaltungsangelegenheiten in Verbindung mit den Zentrale-Fachbereichen/Abteilungen einschließlich Beschlußfassung ĂŒber den Budget- und Stellenplan. Dazu gehören auch Budget-Verschiebungen von einer Kostenstelle zu einer anderen und Disposition ĂŒber ein HPA-L-Budget (VerfĂŒgungsfonds). Auswahl der einzustellenden leitenden Mitarbeiter [
].“

(s. Ordnung der Heilerziehungs- und Pflegeanstaltsleitung vom 01.06.1981, ArESA DV 1936, Hamburg)

Notiz: Die AbkĂŒrzung H bedeutet grundsĂ€tzlich Heilanstalt, F = Förderbereich, M = Medizin, P = Pflege, V = Verwaltung, W = Wohnbereich, P = Pastor

Juli 1981

Koordinationsstelle Fachgremium – interdisziplinĂ€re Zusammenarbeit
Am 1. Januar 1982 soll eine GeschĂ€ftsordnung fĂŒr die Fachgremien der Alsterdorfer Anstalten in Kraft treten. Es soll eine interdisziplinĂ€re Zusammenarbeit entstehen zwischen den verschiedenen Diensten mit Blick auf die Lebensgestaltung der Bewohnerinnen und Bewohner. Es geht um eine qualitative Steigerung der Lebensraumgestaltung und um die Entwicklung von Zukunftsperspektiven. Dieses Fachgremium ist auf der Ebene des Erziehungs- und Pflegebereiches (EP-Bereich) angesiedelt und setzt sich folgendermaßen zusammen:

  • Leiter des EP-Bereiches,
  • stellv. Leiter des EP-Bereiches,
  • PĂ€dagoge des EP-Bereiches,
  • Arzt des EP-Bereiches,
  • Psychologe des EP-Bereiches und
  • Seelsorger des EP-Bereiches.

(vgl. GeschĂ€ftsordnung fĂŒr die Fachgremien der Alsterdorfer Anstalten vom 17.07.1981, ArESA DV 1934, Hamburg)

September 1981

Finanzielle Situation der Alsterdorfer Anstalten – Schreiben der Erziehungs- und Pflegeleitungen an den Vorstand
Die Erziehungs- und Pflegeleitungen (EPL) bitten den Vorstand eindringlich darum, bei dem anstehenden GesprÀch zwischen dem Vorstand der Alsterdorfer Anstalten und dem Sozialsenator Ehlers zu klÀren,

„ob die Behörde einer weiteren Auflockerung durch GrĂŒndung von Außenwohngruppen und dem damit zwangslĂ€ufig verbundenen Personalmehrbedarf zustimmt.“

(s. Brief der EPL-Konferenz an den Vorstand vom 25.09.1981, ArESA DV 1934, Hamburg)

Die EP-Leitungen fordern von der Behörde,

„klar Stellung [zu] beziehen, wie ihre kĂŒnftige Politik gegenĂŒber den Alsterdorfer Anstalten in diesem Bereich aussehen wird. Dies trifft auch zu auf die Planung von Behindertendörfern. [
].“ (ebd.)

Vom Vorstand fordern sie,

„daß auf der nĂ€chsten Mitarbeiter-Versammlung [
] die finanzielle und wirtschaftliche Situation der Alsterdorfer Anstalten und die daraus resultierenden Konsequenzen in aller Deutlichkeit dargestellt werden, insbesondere auch die Auswirkungen auf dem Personalsektor.“ (ebd.)

Noch im gleichen Jahr erfolgt eine klare Stellungnahme der Behörde. Der Hamburger Senat gibt einen Bericht heraus, in dem er sich zur sozialen Situation der Behinderten in Hamburg positioniert und auf die Entwicklung von Angeboten zu Rehabilitation eingeht. Der Bericht benennt die bestehenden MÀngel in den Alsterdorfer Anstalten und erklÀrt die Verbesserung dieser Situation als vordringliche Aufgabe in den folgenden Jahren.

(vgl. Senat Hamburg [Hg.] 1981, Bericht zur sozialen Situation der Behinderten und zur Entwicklung der Rehabilitationsangebote in Hamburg, in: BĂŒrgerschaftsdrucksache 9/3972, c:\texte1\workshop.esa 4. Dezember 1993, tr. ArESA, Hist. Slg. 60, Hamburg)

Dr. Bodo SchĂŒmann (2020) „Alsterdorfer Anstalten / Ev. Stiftung Alsterdorf – aus der Sicht eines kritischen Beobachters“

Oktober 1981

Die finanzielle Lage der Stiftung – Bericht des Vorsitzenden des Stiftungsvorstandes
Vorstandsvorsitzender Pastor Hans-Georg Schmidt und die Anstaltsleitung, bestehend aus dem Personalvorstand Herrn Heine und den Leitungen des Erziehungs- und Pflegedienstes, beschließen, die Mitarbeiterversammlung zu informieren ĂŒber

  • die derzeitige wirtschaftliche Lage und ihre Konsequenzen,
  • die Maßnahmen, die diesbezĂŒglich eingeleitet wurden,
  • die Maßnahmen, die noch eingeleitet werden.

(vgl. Niederschrift des Berichtes von Pastor Hans-Georg Schmidt anlÀsslich einer Mitarbeiterversammlung vom 29.10.1981, ArESA DV 1937, Hamburg)

November 1981

Zusammenleben von Paaren mit geistiger Behinderung
Die Erziehungs- und Pflegedienstleitungen beraten, was die Umsetzung des Wohnraumkonzeptes fĂŒr das Zusammenleben von Paaren mit geistiger Behinderung bedeutet. Diese Frage wird durch das neue Wohnheim in der Heidlohstraße im Stadtteil Hamburg-Schnelsen aufgeworfen. Der erste Beschluss besagt, dass die Dienst- und Fachaufsicht ĂŒber diese Außenwohngruppe der Leitung des Weiblichen Bereiches I unterliegen soll. DarĂŒber hinaus heißt es im zugehörigen Konferenzprotokoll:

„Die EPL stimmen darin ĂŒberein, daß kĂŒnftig hinsichtlich von Trauungen (ehemals Einsegnungen) grĂ¶ĂŸte ZurĂŒckhaltung geĂŒbt werden sollte, um zu verhindern, daß dadurch bei den Bewohnern geweckte Hoffnungen u. Erwartungen aufgrund des Fehlens von geeigneten Wohnobjekten enttĂ€uscht werden mĂŒssen.“

(s. Protokoll. 71. Sitzung der Erziehungs- und Pflegeleitungen vom 05.11.1981, ArESA DV 1937, Hamburg)

Notiz: Das Wohnheim-Projekt in der Heidlohstraße wird begleitet von Helga Treeß, die in der Stiftung verantwortlich ist fĂŒr Gemeinwesenarbeit.

DarĂŒber hinaus gibt es aus diesem Jahr ein Dokument – nicht genauer datiert – mit drei grundsĂ€tzlichen Aspekten fĂŒr ein Zusammenleben von Paaren:

  • „Vorbereitung fĂŒr eine gemeinsame Wohn- und Lebensform.
  • Zusammenleben und lernen innerhalb der gemeinsamen Wohnung.
  • Begleitetes Wohnen.“
(s. o. N., Konzeptionelle VorĂŒberlegungen fĂŒr das Zusammenleben von geistig behinderten Paaren, ArESA, Hist. Slg. 60, Hamburg)

Schulbesuch von 24-jĂ€hrigen Bewohnern – eine Finanzierungsfrage?
Der Sprecher der Erziehungs- und Pflegedienstleitungen, Josef Czerwionka, hat RĂŒcksprache gehalten mit Frau Marquard, der Leiterin der Sonderschule. Diese klĂ€rt ihn darĂŒber auf, dass insgesamt noch drei Menschen mit Behinderung aus dem Erwachsenenbereich gesucht wĂŒrden, um eine 7. MF-Klasse [Mehrfachbehinderten-Klasse] einrichten zu können. Dies teilt er auf der Konferenz der Erziehungs- und Pflegedienstleitung vom 5. November mit. DarĂŒber hinaus gibt er Auskunft zur Entwicklung der Finanzierung der Sonderschule. Das Protokoll der Sitzung referiert seine Äußerungen:

„[
] Die Finanzabteilung der Schulbehörde habe mitgeteilt, daß sie kĂŒnftig nur noch fĂŒr Behinderte bis zur Vollendung des 18. Lj. finanzielle Aufwendungen nach dem Hamburgischen Schulgesetz erbringen wolle. Sollte tatsĂ€chlich so verfahren werden, dann wĂŒrden nur noch 96 SchĂŒler bei insgesamt 144 PlĂ€tzen finanziell gefördert werden. Herr Heine sei zurzeit dabei zu ĂŒberprĂŒfen, ob die Einlassung der Schulbehörde rechtens sei.“

(s. Protokoll. 71. Sitzung der Erziehungs- und Pflegeleitungen vom 05.11.1981, ArESA DV 1937, Hamburg)

Von der Separation und Isolation zur Eingliederung, Normalisierung und Integration durch schulische Bildung und Förderung. Entstehung, Aufbau und Entwicklung der neuen Sonderschule der Alsterdorfer Anstalten von 1981 bis 1986 von Bettina Marquardt

Interview mit Bettina Marquard

Zum Video mit Transkription

Dezember 1981

„Möchten Sie so leben?“ – Petitionsschreiben des Vorstandes und der Mitarbeitenden der Alsterdorfer Anstalten
Im Dezember 1981 gehen der Vorstand der Alsterdorfer Anstalten und die Mitarbeitenden gemeinsam an die Öffentlichkeit. Es werden FlugblĂ€tter mit der Überschrift „MÖCHTEN SIE SO LEBEN?“ an alle Besucherinnen und Besucher des Weihnachtsmarktes verteilt. Die darin geschilderten unzureichenden Arbeitsbedingungen und prekĂ€ren, unzumutbaren Wohnbedingungen fĂŒr einen noch immer großen Teil der fast 1.000 Bewohnerinnen und Bewohner sollten die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger zu Protestschreiben motivieren.

„Wir fordern fĂŒr unsere Bewohner die Durchsetzung des Rechtsanspruches auf ein menschenwĂŒrdiges Leben. Es geht um etwas SelbstverstĂ€ndliches: neue grundlegende Lebensbedingungen fĂŒr Geistigbehinderte. Wir fordern vom Senat:

  • Keine KĂŒrzungen im Personal- und Sachbereich
  • Vorrangig Nachweis von alternativem Wohnraum ‚Hoher Wimpel‘.
  • Einrichtung weiterer Außenwohngruppen und stadtteilintegrierter Wohnbereiche.

UNTERSTÜTZEN SIE UNS MIT IHRER UNTERSCHRIFT SOWIE MIT PROTESTSCHREIBEN AN DEN HAMBURGER SENAT!
Vorstand und Mitarbeiter der Alsterdorfer Anstalten.“

(s. die alsterdorfer. intern [Hg.] 12/1981, Flugblatt „MÖCHTEN SIE SO LEBEN?“, ArESA Publikationen, Hamburg)

Es folgt ein offener Brief des Elternbeirats der Ev. Heilerziehungs- und Pflegeanstalt Alsterdorf und ein Appell zur Umsetzung der Heimmindestbauverordnung im Hinblick auf SparbeschlĂŒsse des Hamburger Senats.

(vgl. Elternbeirat der Ev. Heilerziehungs- und Pflegeanstalt Alsterdorf 1981. Offener Brief vom 12/1981, ArESA Hist. Slg. 60, Hamburg)

Forderung der Leitungskonferenz des Erziehungs- und Pflegedienstes

„Es findet eine kritische WĂŒrdigung der bisherigen Arbeit statt. In diesem Zusammenhang wird noch einmal die Notwendigkeit deutlich und betont, daß den Erziehungs- u. Pflegeleitungen schnellstmöglich eine grĂ¶ĂŸere SelbstĂ€ndigkeit eingerĂ€umt werden mĂŒĂŸte, damit die derzeitigen Reibungsverluste mit der Verwaltung, z. B. bei der Abwicklung von Reparaturen oder der Beschaffung von Möbeln u. anderen GegenstĂ€nden, aufhörten.“

(s. Protokoll. 75. Sitzung der Erziehungs- und Pflegeleitungen vom 03.12.1981, ArESA DV 1937, Hamburg)

Undatiert 1981

Der Bildband „Behindertsein“, herausgegeben von den Alsterdorfer Anstalten, erscheint im Hans Christians Verlag, Hamburg
Im Jahr 1981, dem Jahr der Behinderten, erscheint ein 130 Seiten umfassender Bildband, herausgegeben von den Alsterdorfer Anstalten mit einem Geleitwort des Ersten BĂŒrgermeisters von Hamburg, Klaus von Dohnanyi. Der Bildband enthĂ€lt Fotos von Prof. Hans-Meyer-Veden, die Menschen mit Behinderung in ihrem Lebensalltag zeigen. Die Fotos sind unterlegt mit Texten von Dr. Angelika Degen. Der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, Lothar Schulz, liefert eine ausfĂŒhrliche EinfĂŒhrung mit kurzem historischem Abriss, einer Darstellung der aktuellen Leistungsstrukturen der Anstalt unter den Aspekten Behinderungsformen, Wohnen und Leben.

Pastor Hans-Georg Schmidt, Vorsitzender der Alsterdorfer Anstalten, sagt in seinem Vorwort zu diesem Bildband:

„Der behinderte Mensch hat viele Probleme. Sein grĂ¶ĂŸtes ist die Gesellschaft, die ihm wenig ‚Interesse‘ oder Dabeisein gewĂ€hrt, sondern vielfach nur ein Dasein am Rande. Wo Behinderte leben, leben sie oft in der Isolation, gleichsam hinter Mauern. Ein Meisterfotograf und eine Ärztin versuchen diese Mauern abzutragen.“

(s. Degener, Angelika Dr. 1981, Texte, in: Meyer-Veyden, Hans Prof. [Hg.], Behindertsein. Bildband, Hans Christians Verlag, Hamburg)

Bildband „Behindertsein“ – Hans Meyer-Veden, Christians, Hamburg 1981