01 / 2016 – Interview mit Stefani Burmeister, Mandy Remus und Mike Bellmann

Teilnehmende

Mandy Remus

Stefani Burmeister

Mike Bellmann

Reinhard Schulz

Nico Kutzner

Interview / Text

Kutzner: Hallo ich bin Nico Kutzner. Herzlich willkommen zum Interview hier im Studio von 17motion

Burmeister: Dankeschön.

Bellmann: Dankeschön.

Remus: Hallo Herr Kutzner, schönen guten Tag.

Kutzner: Wenn ihr euch doch bitte vorstellen möchtet.

Bellmann: Ich bin Mike Bellmann ich komme aus dem Restaurant Kesselhaus.

Remus: Ich bin die Mandy Remus und bin ĂŒber Alsterarbeit bei dem Restaurant Kesselhaus als Servicekraft tĂ€tig.

Burmeister: Ich bin Steff Burmeister und die GeschĂ€ftsfĂŒhrerin von Alsterarbeit, aber erst seit zwei Jahren. Damals habe ich das Kesselhaus mit den beiden Kollegen, die hier sitzen, inklusiv auf den Weg gebracht und war damals auch GeschĂ€ftsfĂŒhrerin vom Kesselhaus.

Schulz: Mein Name ist Reinhard Schulz. Ich koordiniere das Projekt „Vierzig Jahre Eingliederungshilfe in der Stiftung Alsterdorf“. Wir dokumentieren die letzten 40 Jahre der Entwicklung. Und ich freue mich jetzt auf das dieses Interview zum Thema „Kesselhaus“. Herzlich willkommen!

Kutzner: Wie fing das damals mit dem Kesselhaus an.

Bellmann: Ganz die AnfĂ€nge kann ich natĂŒrlich nicht beschreiben. Da war ich noch nicht im Kesselhaus. Also ich bin seit 2009 im Kesselhaus, 2014 wurde es ja dann inklusiv. Eigentlich startete es damals 2009 als „normales“ Restaurant und ab 2014 dann unter FĂŒhrung von Frau Burmeister wurde es inklusiv.

Schulz: Das Kesselhaus war ja die Umwandlung eines GebÀudes, das vorher eine andere Funktion hatte. Kennen Sie die alte Funktion dieses GebÀudes?

Burmeister: Das war doch das Maschinenhaus, oder?

Schulz: Genau, es war das Kesselhaus am Maschinenhaus [Hier war der technische Dienst und die Hausmeisterei der Stiftung untergebracht. Im Zuge des Umbaus zum Alsterdorfer Markt wurde das Maschinenhaus abgerissen]. Und der Begriff Kesselhaus fĂŒhrt zurĂŒck auf die Funktion des GebĂ€udes. Dort waren die großen Heizkessel fĂŒr die FernwĂ€rmeversorgung des gesamten damaligen AnstaltsgelĂ€ndes. Richtig. Mich wĂŒrde natĂŒrlich auch interessieren, wie die AnfĂ€nge waren, als die Phase zu Ende ging, in der das Kesselhaus ein rein gewerbliches Restaurant am Alsterdorfer Markt war. Das war dann wohl 2014.

Burmeister: Das war 2014. Da kam die damalige VorstĂ€ndin, Birgit Schulz, auf uns zu. Sie hatte sich damals mit Just Engelbert unterhalten. Just Engelbert war auch Mitarbeiter der alsterdorfer assistenz ost und hatte schon ganz viel Erfahrung in der Gastronomie. Er hatte damals auch den Schulkiosk Hexmex mit aufgebaut und gefĂŒhrt. Und die beiden hatten sich ausbaldowert: Das kann doch nicht sein! Das Kesselhaus, Mensch, da mĂŒssen wir doch was mit machen! Das AushĂ€ngeschild der Stiftung! Hier mĂŒssen doch auch Menschen mit Behinderung arbeiten! Und dann kam die Idee auf: Okay, wir mĂŒssen fĂŒr das Kesselhaus ein Konzept entwickeln, wo Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen miteinander arbeiten können und tĂ€tig sind. Und damit sind wir im Sommer 2014 gestartet.

Kutzner: Wie sah das Konzept genau aus?

Burmeister: Eine gute Frage! Wir haben uns damals ĂŒberlegt, dass wir in ganz kleinen Schritten vorangehen. Das war eigentlich immer unser Credo, dass wir sagten: Das wichtigste Ziel ist, dass wir gemeinsam miteinander Spaß haben und gemeinsam Speisen und GetrĂ€nke servieren und herstellen. Dann sind die GĂ€ste zufrieden, und dann kommen die auch wieder und wir sind auch zufrieden. Das war sozusagen die oberste Vorgabe und, dass wir das alles gemeinsam tun. Und was auch ein ganz wichtiger Baustein von unserem Konzept war, ist, zu sagen: Jeder Mensch, der im Kesselhaus tĂ€tig ist, ist gleichwertig. Das ist egal, ob jemand Restaurantleiter ist so wie Herr Bellmann, der den ganzen Service unter sich hatte, oder Servicekraft Mandy Remus, die den Service gemacht hat, oder ein BeschĂ€ftigter bei uns, der die Bestecksteller hergerichtet hat, damit man, wenn man denn sein Essen bekommen hat, auch sein Besteck dabei hatte. Das war immer sehr gleichwertig.

Kutzner: Sozusagen arbeiten da ja Menschen mit und ohne Behinderung zusammen.

Burmeister: Genau.

Schulz: Wie geht es Ihnen in Ihrer Arbeit, Frau Remus? Wie gefÀllt Ihnen das Arbeiten dort im Kesselhaus?

Remus: Mir gefĂ€llt das sehr gut da. Ich habe meine Ausbildung als Fachkraft auch im Gastgewerbe gemacht. Deswegen kann ich damit sehr gut umgehen. Ich freue mich immer wieder, wenn die gleichen GĂ€ste kommen, sich bei uns bedanken, dass das Essen lecker war, die Bedienung nett war. Das macht ganz großen Spaß dort!

Kutzner: Was ist das Besondere am Kesselhaus?

Remus: Dass wir uns alle sehr gut kennen und dass wir da miteinander sehr gut umgehen können, weil wir alle wissen, dass wir auch mit EinschrÀnkungen dort arbeiten.

Schulz: Mögen Sie ein bisschen erzĂ€hlen zum Alltag im Kesselhaus? Wie lĂ€uft so der Alltag des Arbeitens dort? Wann geht es morgens los? Welche Menschen mĂŒssen vielleicht auch Schichtdienst machen oder gibt es das gar nicht? Mögen Sie darĂŒber erzĂ€hlen?

Remus: Ja.

Bellmann: Soll ich anfangen Mandy?

Remus: Ja.

Bellmann: Genau. Also frĂŒh gibt es Schichtbetrieb. Und das soll sogar noch ein bisschen ausgeweitet werden, da wir verschiedene Bereiche haben. Das ist einmal im Service, das ist einmal in der KĂŒche und in der SpĂŒlkĂŒche. Da sind Zeiten festgelegt, da ja das Ziel ist, dass es auch schön klappt und dass jeder auch wirklich seine individuelle Betreuung hat und auch beim Arbeiten halt voll dann mit gefordert ist – wir haben zehn BeschĂ€ftigte dann vor Ort und das ist auch fĂŒr die PĂ€dagogen auf einmal schwer hĂ€ndelbar. Dann fĂ€ngt frĂŒh der Erste mit in der KĂŒche an. Jetzt im Moment um zehn Uhr, aber das ist eher Corona geschuldet, das wird sich dann wieder auf acht Uhr Ă€ndern. Das ist unser Philipp. Der macht die Vorbereitungen mit, der schnippelt und hilft, das MittagsgeschĂ€ft vorzubereiten. In der SpĂŒlkĂŒche haben wir im Moment unseren Wasil, der das eigentlich fast selbststĂ€ndig machen kann, mit viel Freude, zuverlĂ€ssig und eigentlich unser Spaßbringer ist, muss man so sagen. Und im Service haben wir Mandy und Andreas – immer noch wechselnd halt durch Corona, die im Moment leider nicht so viel kommen können, meistens nur zwei- bis dreimal die Woche, aber die auch mit sehr viel Freude dabei sind. Es ist halt nicht jeder Tag wie der andere. Aber ich finde, das machts auch schön und das machts auch interessant. Es ist nicht einfach so, dass, wenn man frĂŒh reinkommt, es jeden Tag der gleiche Alltag ist. Das ist eigentlich auch das Schöne, dass man sagt: Man kommt frĂŒh rein, da ist einer heut mal völlig durchgedreht, auf Deutsch gesagt, und man kriegt doch die Arbeitstage immer so rum, dass im Endeffekt alle auch glĂŒcklich nach Hause gehen. Das ist echt das Schöne, dass nicht nur die GĂ€ste glĂŒcklich nach Hause gehen, sondern auch ein SpĂŒler, einer aus der KĂŒche, egal mit BeeintrĂ€chtigung oder ohne. Und das ist eigentlich ein schöner Ablauf. Die Anforderungen sind durchaus unterschiedlich, einer kann halt vier Stunden arbeiten, einer sechs Stunden und das zeigt sich immer individuell, auch die StĂ€rken und SchwĂ€chen. Wir haben manchmal Jemanden im Service eingesetzt und im Endeffekt ist er dann in der KĂŒche gelandet, weil das Schnippeln halt mehr Spaß macht. Und das ist das Schöne bei uns, dass man das so Ă€ndern und auch sagen kann: Das kannst du gerne probieren! Das ist ein guter Weg, finde ich.

Schulz: Sie kennen das Kesselhaus ja schon seit 2009, haben Sie erzÀhlt. Was war in der Phase vor 2014 deutlich anders als heute?

Bellmann: Es war halt ein gewerblicher Betrieb, wo eigentlich nur die Arbeit im Vordergrund stand, der Gast, nicht das Drumherum, auch nicht diese AblĂ€ufe, eben wie es in jedem Restaurant ist. Die AblĂ€ufe haben sich geĂ€ndert, bloß das Ziel ist noch das Gleiche: Ein zufriedener Gast! Daran hat sich gar nichts geĂ€ndert, weder mit BeschĂ€ftigten noch ohne BeschĂ€ftigte [Gemeint sind Menschen mit Behinderung]. Das muss man ganz klar sagen. Das Ziel ist trotzdem immer ein zufriedener Gast. Und ich muss sagen, das haben wir vor 2014 und nach 2014 immer ganz gut geschafft. Und das, finde ich, ist auch eine gute Leistung.

Kutzner: Was fĂŒr Speisen werden beim Kesselhaus angeboten?

Remus: Ja, das wird wöchentlich geĂ€ndert. Wir haben immer einen Wochenplan mit fĂŒnf oder sechs Gerichten, auch vegetarische oder vegane Gerichte – heutzutage werden ja viele solcher Sachen auch bestellt.

Kutzner: Gabs da frĂŒher einen Unterschied?

Bellmann: Ja, wir hatten frĂŒher eine grĂ¶ĂŸere Speisekarte, aber die haben wir so angepasst, dass die BeschĂ€ftigten mehr dort mitarbeiten können, wir also alle zusammenarbeiten können. Und das hatte den Grund, dass wir nach den Erfordernissen des Marktplatzes gegangen sind. Mittags haben alle nur eine halbe Stunde Zeit. FrĂŒher hats eigentlich immer viel zu lange gedauert. Auch eine gute und eine große Karte nĂŒtzt nichts, wenn der Gast sagt: Aber in fĂŒnf Minuten muss ich wieder auf die Arbeit! Und daher haben wir das umgestellt, dass es jetzt schneller geht. Wir haben die Karte verkleinert und wir kochen jetzt mehr frisch, das muss ich immer noch dazu sagen. Das ist deutlich anders geworden, auch durch die Vorbereitung, dadurch dass Philipp frĂŒh da ist, GemĂŒse und andere Sachen schnippelt. Dadurch wird’s auch gewĂ€hrleistet, dass wir viel frische Sachen haben, mehr als frĂŒher.

Kutzner: Und das ist ja auch so, dass BeschĂ€ftigte, die bei Alsterarbeit arbeiten, dort auch VergĂŒnstigungen kriegen, also nicht den vollen Preis zahlen mĂŒssen. Ist das richtig?

Bellmann: Es gibt da Unterschiede. Es gibt Speisemarken fĂŒr das Mittagessen, genauso ist das.

Kutzner: Die meine ich.

Bellmann: Richtig. Und da gibt’s immer mittags ein Essen, und an dem Essen arbeiten auch die BeschĂ€ftigten mit. Ziel ist es eigentlich – das wollen wir noch dieses Jahr erreichen –, dass die BeschĂ€ftigten frĂŒh eigenstĂ€ndig das Essen vorbereiten und das vollstĂ€ndig von der Herstellung bis zur Ausgabe alleine fertigbringen. Das ist unser Ziel. Das wollen wir dieses Jahr auch noch schaffen.

Kutzner: War das frĂŒher auch schon so?

Bellmann: Nein.

Burmeister: Ich kann da vielleicht etwas zu erzĂ€hlen, weil, da fĂ€llt mir gerade so ein: Wir haben das nĂ€mlich alles mal geĂŒbt. Wir haben, als das losging mit dem Kesselhaus und dem KrĂ€merstĂŒbchen, uns immer gesagt: Man darf Menschen nicht ĂŒberfordern. Also das ist ja immer das ganz Große und gerade in der Gastronomie – das wissen wir alle – ist das manchmal so: Alles ist sehr schnell, alles muss auf Zeit fertiggemacht werden. Und wir haben uns damals gesagt: Wir mĂŒssen FreirĂ€ume schaffen und die AblĂ€ufe so gestalten, dass Menschen mit Handicap, die vielleicht Dinge nicht so schnell können, in Ruhe die Dinge vorbereiten und wir die dann mitnutzen können fĂŒr die Herstellung der Speisen im Kesselhaus. Und dann hatten wir die Möglichkeit – das war damals ganz toll –, fĂŒr die Bugenhagenschule Mittagessen zu kochen – jeden Donnerstag. Und jeden Donnerstag haben die BeschĂ€ftigten im KrĂ€merstĂŒbchen das Mittagessen selbstĂ€ndig fĂŒr die Bugenhagenschule gekocht, sind da rĂŒbergegangen und haben das Essen auch ausgegeben. Das ist natĂŒrlich dann irgendwann Corona-bedingt ausgesetzt worden. Und jetzt wollen wir den nĂ€chsten Schritt gehen, dass sozusagen die BeschĂ€ftigten im KrĂ€merstĂŒbchen auch anfangen, fĂŒr die BeschĂ€ftigten einen einfachen Mittagstisch herzustellen. Wir wollen die Anforderungen also ein bisschen anheben und das mehr wieder miteinander vernetzen. Und ich glaube, das ist wichtig und gut fĂŒr das Projekt „Weiterentwicklung Inklusives Kesselhaus“.

Kutzner: Gab es das auch frĂŒher schon mit diesen Chipmarken, dass BeschĂ€ftigte von Alsterarbeit vergĂŒnstigt bei euch essen konnten im Kesselhaus?

Burmeister: Ich glaube nicht.

Bellmann: Ich glaube wir sind 2017 damit gestartet.

Burmeister: Ja, das war erst, als wir das mit der OST [alsterdorf assistenz ost] ĂŒbernommen haben, als wir, das Kesselhaus, gesagt haben: Wir machen das inklusiv. Da kam die Alsterarbeit zu uns und hat gefragt: Mensch, sagt mal, wir haben hier so viele Leute, die hier auf dem Campus arbeiten, können die nicht bei euch Mittag essen?

Und dann haben wir damals den Deal gemacht – das fand ich eigentlich ganz gut –, dass wir pro Essensmarke auch dann einen kleinen Geldbetrag bekommen haben. FĂŒr uns war das eine super Starthilfe, weil, Sie mĂŒssen sich das so vorstellen: Das Kesselhaus war frĂŒher so mittelmĂ€ĂŸig besucht. Das war schon eher hochpreisiges Essen und viele Menschen sind da nicht so mal eben zum Mittagstisch hingegangen. Das haben wir erst geĂ€ndert, als wir das Inklusive Kesselhaus aufgebaut haben. Und dann haben wir uns einfach zu eigen gemacht, dass viele BeschĂ€ftigte von Alsterarbeit auch gerne bei uns essen gehen wollen und die hatten auch einen Zugcharakter, das muss man auch sagen, weil, dann sehen viele Menschen auf dem Alsterdorfer Markt Oh Mensch, da sitzen ganz viele und essen! und sagen: Das ist ja toll, dann will ich da auch essen. Und so entsteht dann sozusagen so eine Kette, dass wir dadurch auch GĂ€ste anziehen konnten. Das war eine Win-win-Situation fĂŒr beide Seiten.

Kutzner: Weil, da können auch welche essen, die nicht BeschÀftigte bei Alsterarbeit sind.

Burmeister: Bei uns kann jeder essen kommen. Jeder ist willkommen!

Schulz: Spannend an der ErzĂ€hlung ist fĂŒr mich, dass ich weiß, als es ungefĂ€hr 2005 losging mit dem Kesselhaus, gab es schon so die Denke: Wir mĂŒssen ein edles Restaurant am Alsterdorfer Markt haben! Meiner Meinung nach hat sich diese Sichtweise im Zuge der Etablierung am Markt verĂ€ndert. Schon 2009, glaube ich, war das nicht mehr so, dass man sagte: Wir mĂŒssen jetzt hochpreisiges Essen anbieten fĂŒr wichtige GeschĂ€ftsleute. Ich glaube im Gegenteil, das ging damals schon in eine andere Richtung und hat sich dann 2014 noch mal deutlich beschleunigt. Können Sie das bestĂ€tigen?

Bellmann: Auf jeden Fall! Also, wir haben uns ja dann auch zusammengesetzt: Wie machen wir die Wochenenden? Wir haben z.B. Samstag auch geschlossen, haben uns dann eher auf Gesellschaften spezialisiert, das MittagsgeschĂ€ft umgewandelt – es wurde, wie gesagt, von Mal zu Mal kleiner und frischer – und das AbendgeschĂ€ft auch wirklich rausgenommen. Wie gesagt, der Standort ist halt fĂŒr ein Restaurant das A und O und abends hats das im eigentlichen Sinn nichts gebracht. Das muss man auch deutlich sagen.

Schulz: Ja. Vielleicht noch mal das
 Ja?

Burmeister: Ich wollte nur ergĂ€nzen. Donnerstags z.B., da gehen wir in den Abend rein, also immer öffentlich mit einem bestimmten Thema, mit einer bestimmten Aktion und das hat sich auch bewĂ€hrt und ein bisschen etabliert. Das ist ganz wunderbar! Was sich aber nicht so richtig gelohnt hat, war diese abendliche Öffnung. Und das machen wir nun so: Wir haben immer ganz viele Gesellschaften und auch Firmen, die kommen, bei uns den Abend verbringen und die das regelmĂ€ĂŸig buchen mit Essen und Trinken und mit allem, was dazu gehört.

Schulz: Den Donnerstag?

Burmeister: Ja, und das ist ganz gut fĂŒr uns.

Kutzner: Wie kann man sich das genauer vorstellen?

Burmeister: Wenn die sich bei uns einbuchen, oder wenn die bei uns sind oder was meinen Sie jetzt genau?

Kutzner: Beides, genau, wenn die donnerstags am Abend bei euch sind.

Burmeister.: Na ja, ich kann ja mal meine Perspektive schildern. Letztes Jahr war ich Gast kurz vor Corona – oh, das ist schon eineinhalb Jahre her –, an einem Donnerstagnachmittag, wo wir so ein besonderes Event hatten. Und da war das so: Da wurden z.B. Tapas angeboten, eine kleine Tapas-Reise, und die wurde mit Musik untermalt, d.h. da kam extra Jemand hat Klavier gespielt und gesungen. Das war ganz wunderbar! Ich saß mit meiner damaligen Arbeitskollegin auf der Terrasse und konnte das in den Abend rein genießen. So kann man sich das vorstellen. Wenn man den Nachmittag, den Abend ausklingen lassen möchte, dann kann man gut nach der Arbeit donnerstags dort noch mal hingehen, eine Kleinigkeit essen, und es gibt immer auch ein kleines kulturelles Angebot.

Schulz: Zu den Stichworten Anforderungen an die Arbeitssituation, an die Produktion und an die Dienstleistung, den Service. Frau Remus hatte schon berichtet, dass sie eine Fachkraft-Ausbildung gemacht hat. Wie ist das Thema Qualifizierung im Kesselhaus organisiert?

Bellmann: Also, die FachkrĂ€fte sind natĂŒrlich alle qualifiziert. Das sind entweder Köche oder ServicekrĂ€fte. Ansonsten hat jeder eine andere Vorbildung. Mandy hat zum Beispiel eine umfangreiche Serviceausbildung. Da merkt man, das ist halt ihre große StĂ€rke, die ihr natĂŒrlich zugutekommt. Und alle anderen sind auch schon in anderen Gebieten gewesen und da versuchen wir halt StĂŒck fĂŒr StĂŒck herauszubekommen: Was liegt denen? Das beste Beispiel ist Andreas, der mit GĂ€sten wunderbar umgehen kann, der kann die halt in der Zwischenzeit unterhalten, wenn’s Essen noch ein bisschen dauert. Es hat jeder so seine StĂ€rken und SchwĂ€chen, dafĂŒr braucht man auch nicht eine spezielle Ausbildung, sondern das kommt halt dann von Herzen. Und das ist wichtig, dass sie so eingesetzt werden, wie sie von ihrem Herzen und von ihrem GefĂŒhl her arbeiten können, weil, das erhĂ€lt auch die Freude.

Burmeister: Ich kann mir vorstellen, dass du [ zu Reinhard Schulz] auch ein bisschen auch darauf abzielst, wie wir das mit der Qualifizierung fĂŒr Mensch mit Handicap machen.

Schulz: Genau, sowohl als auch.

Burmeister: Da haben wir natĂŒrlich BildungsplĂ€ne und personenzentrierte Maßnahmen, wo genau geguckt wird, was möchte der Mensch eigentlich machen, was braucht er, um diesen Job auch auszufĂŒllen. DafĂŒr sind natĂŒrlich dann bestimmte Fortbildungen und so etwas vorgesehen, wo diese Menschen hingehen können. Das wird natĂŒrlich auch alles abgedeckt ĂŒber den Fachdienst und ĂŒber unser Kompetenz- und Bildungszentrum. Mit denen arbeiten wir ganz eng zusammen.

Kutzner: Also habt ihr auch Kooperationspartner, oder nicht?

Burmeister: Ja, wir haben sowieso ganz viele Kooperationspartner und, ich sag mal, bevor wir – das Kesselhaus gehört ja jetzt zu Alsterarbeit – damals 2014 angefangen sind, war das noch eine ganz eigenstĂ€ndige eigene GmbH. Es war ein selbstĂ€ndiges Restaurant, und da haben wir uns

Schulz: – eine kleine Firma –

Burmeister: – genau, eine kleine Firma! Und damals haben wir uns schon Kooperationspartner gesucht. Da haben wir mit der Aaost [alsterdorf assistenz ost] zusammengearbeitet, wo wir geguckt haben, dass wir die Bildungsbausteine fĂŒr die Menschen mit Handicap abgleichen und wie wir das sozusagen miteinander verschmelzen wollen. Wir haben damals schon Kooperationen mit der Alsterarbeit und natĂŒrlich mit ganz vielen anderen Firmen gemacht, die um uns herum lagen, wo wir immer schauten: Was kann man da gemeinsam machen? Wir haben mit der Öffentlichkeitsarbeit von der Stiftung Alsterdorf viel zusammengearbeitet, mit dem Event-Management. Die Kollegen kennen wir richtig gut und organisieren viele Sachen zusammen. Und seit 2019 gehört das Kesselhaus mit zur Alsterarbeit. Da wurden Kesselhaus und Alsterarbeit miteinander verschmolzen. So mĂŒssen Sie sich das vorstellen. Und jetzt nutzen wir natĂŒrlich unglaublich viel von Alsterarbeit, weil wir per se nun sozusagen frei Haus die ganze fachliche Absicherung bekommen, den Arbeitsschutz, alles was dazugehört. Das ist ganz gut fĂŒr uns.

Kutzner: Das heißt, man muss auch keine Ausbildung machen, oder?

Burmeister: Also, wenn man bei uns als Koch arbeiten will, dann muss man auch als Koch eine Ausbildung haben. Aber wenn ich jetzt z.B. als BeschĂ€ftigter im Werkstattbereich oder auch in der Tagesförderung bin und mir das verwehrt ist, eine Ausbildung zum Koch zu machen, weil ich das nicht kenne, dann kann ich mir ĂŒber Bildungsbausteine da was aneignen, aber ich muss die Ausbildung nicht machen. Als Mensch mit Handicap habe ich eine Eintrittskarte in ’s Kesselhaus auch ohne Ausbildung.

Kutzner: Wie lÀuft das dann genau ab? Wie muss ich mir das vorstellen?

Burmeister: Soll ich sagen? [ zu Herrn Bellmann gewandt] Also bei uns ist das so. In der Regel ist das Mund- zu-Mund Propaganda. Es kommt jemand, der kennt den einen oder kennt den anderen und sagt: Mensch das ist ja toll, du hast ja hier einen Superarbeitsplatz, Mandy! Wie hast du das gemacht? Wie bist du darangekommen gekommen? Und dann wĂŒrde man sagen: Ja, da mĂŒssen Sie sich an unseren Fachdienst wenden, an die Alsterarbeit, dann bekommt man eine Telefonnummer, dann kann man da anrufen, und dann muss man, um ĂŒberhaupt bei uns arbeiten zu können, natĂŒrlich einen Bescheid bekommen von der Behörde, die dir sagt: Okay, Sie haben hiermit einen Werkstattarbeitsplatz. Und dann kann man bei uns im Kesselhaus arbeiten. Oder man bekommt eine Kostenbewilligung, wenn man jetzt z.B. einen hohen Assistenzbedarf hat und in die Tagesförderung gehen möchte, dann kann man auch im Kesselhaus arbeiten, dann braucht man aber den Leistungsbescheid von der Sozialbehörde, dass man bei uns ein Angebot bekommt.

Kutzner: War frĂŒher sicherlich nicht so einfach.

Burmeister: Nein, frĂŒher war das gar nicht gedacht, dass Menschen mit Handicap im Kesselhaus arbeiteten. Bevor wir zusammengekommen sind, wir drei [ gemeint: Steff Burmeister, Mandy Remus, Mike Bellmann], – wir drei sind ĂŒbrigens von Anfang an dabei, wir sind sozusagen das Urgestein vom inklusiven Kesselhaus –, war das ĂŒberhaupt gar nicht so gedacht! Das war auch am Anfang schwierig mit den Kollegen, die damals im Kesselhaus gearbeitet haben 


Schulz: Ich erinnere eine Situation, die will ich als ganz frĂŒh Beteiligter erzĂ€hlen. Ich habe damals ein GesprĂ€ch mit dem damaligen GeschĂ€ftsfĂŒhrer – der ist inzwischen nicht mehr in der Stiftung – ĂŒber die Frage gefĂŒhrt: Können wir dort ausgelagert ArbeitsplĂ€tze ansiedeln? Da begannen wir gerade mit dem Integrationsservice Arbeit und ich glaube, Frau Remus war eine von den Kandidatinnen, die ĂŒber den Integrationsservice Arbeit [ISA] dann auch da platziert worden sind.

Remus: Richtig. Über die ISA.

Schulz: Das war fĂŒr den damaligen GeschĂ€ftsfĂŒhrer – ich nenne nicht seinen Namen – eine echt neue Denke. Der konnte sich das gar nicht richtig vorstellen, dass man auf die Idee kĂ€me, dass ein Mensch mit Handicap dort arbeiten könnte. Der hat sich dann drauf eingelassen. Das war ein richtiger Schritt in diese Richtung. Und den Vollzug gab es ja dann eigentlich erst 2014, wie du schon dargestellt hast.

Burmeister: Und da war das tatsĂ€chlich auch so: Wir hatten natĂŒrlich damals volle Truppe im Kesselhaus, wir hatten Köche, Servicemitarbeiter – und dann kamen wir da herein marschiert, Birgit Schulz und ich, und haben gesagt: So, wir mĂŒssen mal mit euch sprechen! Wir wollen gern, dass das Kesselhaus inklusiv wird, dass hier auch Menschen mit Handicap arbeiten und wollen uns jetzt mit euch gemeinsam auf den Weg machen! Das hat schon auch bei manchen Kollegen fĂŒr echte Irritationen gesorgt und man muss einfach sagen, es gab Kollegen, die fĂŒr sich sagten: Das ist nicht mehr mein Ding. Ich such mir dann was anderes! Und es gab andere Kollegen, die sagten: Mensch, das ist super! Das finde ich ganz großartig! Und wir haben viele Kollegen, die von Anfang an dabei sind und die auch heute noch da sind. Das ist echt toll! Wir haben das gemeinsam weiterentwickelt!

Schulz: Frau Remus, erinnern Sie noch Ihre Vermittlung dahin? Wie ist das gelaufen?

Remus: Ich habe davor bei Haus 5 [ein Integrations- bzw. Inklusionsbetrieb und Tochter der alsterarbeit gGmbH im Stadtteil St. Pauli gelegen] gearbeitet – da bin ich damals angefangen 2007 – und da ist man dann zu mir gekommen und hat mich gefragt, ob ich im Kesselhaus arbeiten möchte. Und dann habe ich zugestimmt, weil ich das Kesselhaus ja schon von 2011 kannte und dann bin ich im April mit zum Kesselhaus gekommen. Seitdem bin ich dort und arbeite da gerne.

Burmeister: ZuverlÀssig, sehr zuverlÀssig, immer freundlich, lieb!

Remus: Danke. Ich habe meine Ausbildung damals in Bielefeld in einem Berufsbildungswerk fĂŒr Epileptiker gemacht. Dadurch habe ich diese Ausbildung bekommen.

Schulz: Okay, toll.

Kutzner: Sind Sie dort, beim Kesselhaus, von Anfang an gut klargekommen?

Remus: Ja, sehr gut, da alle sehr nett sind und auf einen zukommen.

Schulz: Nochmal das Stichwort Kesselhaus und Gastronomie am Alsterdorfer Markt und die Frage: Wie inklusiv ist das? Es gibt es ja noch andere Anbieter dort am Alsterdorfer Markt. Also jetzt in Alsterarbeit intern gibt es ja noch Alstersnack. Gibt es da eine Zusammenarbeit mit den Kollegen?

Bellmann: Ja, mit Alstersnack gibt es eine sehr gute Zusammenarbeit. Es ist ja Petra Schertes, die auch verantwortlich ist fĂŒr alle BeschĂ€ftigen, auch fĂŒr die, die bei uns sind. Da findet immer ein reger Austausch statt. Das hat sich sehr gut entwickelt.

Schulz: Schön. Und die anderen gewerbetreibenden Gastronomen, Stichwort Eiscafé und auch Edeka Ecks?

Bellmann: Es besteht eigentlich so kein Kontakt. Sie sind vor Ort, man kennt sich und man grĂŒĂŸt sich und das war’s dann auch leider schon.

Schulz: Und wie wĂŒrden Sie sich das wĂŒnschen? WĂ€re das schöner, wenn es mehr NĂ€he und mehr Kontakte gĂ€be?

Bellmann: Also gerade, wenn wir so Veranstaltungen und Ă€hnliches machen, wĂ€re das wĂŒnschenswert. Aber man hat immer das GefĂŒhl: Das ist nicht unbedingt gewollt. Die wollten immer ihr eigenes machen, ist auch verstĂ€ndlich. Ein EiscafĂ© ist halt ein EiscafĂ©! Und der will halt sein Ding machen! Es ist verstĂ€ndlich, aber gerade, weil wir ein Markt sind, wĂ€re es schon manchmal wĂŒnschenswert, es wĂ€re da mehr NĂ€he und mehr Zusammenarbeit vorhanden, z.B. gerade freitags, wenn ein Kinoabend ist oder Ă€hnliches, dass man das verbindet, dass immer Jemand vor Ort ist. Das wĂ€re schön, dass immer Jemand vom Markt prĂ€sent ist – aber da findet die Zusammenarbeit leider nicht ganz so statt wie wir uns das wĂŒnschen.

Schulz: Ich erinnere jedenfalls, vor einigen Jahren gab es einen ausgelagerten Arbeitsplatz auch im EiscafĂ©. Gibt es den noch – weiß ich gar nicht?

Remus: Ich glaube ja, Ich war ja auch mal von ein paar Wochen in dem EiscafĂ© und da war auch schon ein Kollege. Ich glaube, dass der da jetzt auch noch ist, aber ob das ĂŒber die ISA [Integrationsservice Arbeit] ist, weiß ich jetzt nicht mehr.

Schulz: Ja, das war damals auch schon der Integrationsservice Arbeit. Also da wĂ€re ein AnknĂŒpfungspunkt. Zur Frage: Wie kann man den Alsterdorfer Markt gastronomisch noch inklusiver machen? Das Kesselhaus ist inklusiv, ganz toll, aber der Markt ist ja grĂ¶ĂŸer und die spannende Frage ist: Geht da noch mehr?

Burmeister: Also wir haben ja am Anfang, als wir uns auf den Weg gemacht haben, auch das Kesselhaus in seiner Neuausrichtung inklusiv zu gestalten, viele Kontakte zu den anderen Gastronomen auf dem Alsterdorfer Markt aufgebaut. Und wir haben auch Kontakte, wo miteinander gesprochen wird, wer wann wie was macht. Wir haben Verabredungen mit dem EiscafĂ©. Wir haben damals gesagt: Okay, wir machen nicht mehr Kaffee und Kuchen nachmittags! Denn das EiscafĂ© hatte gesagt: Mensch, wir wollen hier Torten verkaufen. Und dann haben wir da sozusagen Agreements miteinander gefunden. Im Gegenzug gab es dann den Deal, dass sie keinen Mittagstisch machen, weil wir das machen. Also solche Verabredungen finden statt. Wessen es aber bedarf ist, und das hat Herr Bellmann eben versucht zu erklĂ€ren: Es bedarf aber dann natĂŒrlich einer Person, die sagt: Okay, ich halte jetzt hier die Kontakte. Jeder hat halt so seins. Also, wenn wir im Restaurant arbeiten, das ist das eben zackig, dann muss man da seine Sachen machen und hat nicht so wahnsinnig viel Zeit fĂŒr diese Kooperation. Da muss man auch Ressourcen reinstecken. Und das ist etwas, was man natĂŒrlich mehr machen könnte. Wir haben trotzdem eine gute Vernetzung zu vielen Anbietern auf dem Alsterdorfer Markt und auch mit den anderen LĂ€den. Wenn was ist, unterstĂŒtzen wir uns. Also ich meine, wie oft haben wir das gehabt, dann fehlt irgendetwas und dann heißt es: Zack, einmal zu Edeka und eben einkaufen! Kein Thema! So ist es auch mit dem Kiosk gegenĂŒber. Also, wir haben da schon so Vernetzungen und gute Kontakte. Aber trotzdem macht da jeder so seins.

Schulz: Ja, das ist ja so erst mal auch in Ordnung. Die Frage ging mehr in die Richtung: Wenn man das Inklusionsthema weitertreibt, welche Aufgaben und Herausforderungen gibt es auch am Alsterdorfer Markt noch? Das ist ja noch nicht fertig. Haben Sie Ideen fĂŒr die Zukunft, wie kann man es noch gut weiterentwickeln, weil, die Entwicklung, die jetzt da ist, ist eine fortschreitende.

Bellmann: Ein Ressort, das viele Möglichkeiten lĂ€sst, ist wirklich der ganze Markt. Mit der Öffentlichkeitsarbeit zusammen lĂ€sst er wirklich sehr viel offen, sei es dieses Sommerkino, seien es Veranstaltungen, sei es, wenn am Wochenende fĂŒr Kinder etwas gemacht wird, da das besser und noch intensiver zusammengearbeitet wird. Da sind wir auch wirklich sehr bemĂŒht von beiden Seiten, da ist wirklich schon mal eine gute Grundlage da. Ich finde, das hat sich in den Jahren wirklich gut entwickelt, z.B. die WeihnachtsmĂ€rkte. Da sieht man auch schon, da sind wir immer mit dabei. Aber wie gesagt, da ist noch ein großer Raum, wo wir uns noch hin entwickeln könnten.

Kutzner: Sie haben das Sommerkino erwÀhnt, was ist das?

Bellmann: Sommerkino ist jedes Jahr, in sechs Wochen wird dann immer freitags, wenn die Sonne untergeht, ein Film gezeigt. Der steht allen offen, es kostet auch keinen Eintritt, sondern nur, wenn man einen Stuhl oder so was möchte, kann man sich den dort fĂŒr kleines Geld ausborgen und dann kann man dort im freien Kino schauen.

Burmeister: Soll ich Ihnen mal einen Tipp gehen. Wenn man zum Sommerkino geht, kann man vorher einen Tisch reservieren im Kesselhaus, und dann kann man da ganz wunderbar essen und nebenbei Kino gucken.

Schulz: Eine wunderbare Geschichte.

Kutzner: Von wann bis wann ist das immer?

Bellmann: Das ist im Sommer immer freitags, meistens im August, und startet immer so nach Sonnenuntergang. Also ungefÀhr um 21.45 Uhr oder 22.00 Uhr fÀngt der Film immer an.

Kutzner: Und wer von Euch organisiert das?

Bellmann: Das macht die Öffentlichkeitsarbeit. Wir betreiben an dem Abend das Restaurant, manchmal einen Außentresen, und organisieren, dass die Leute bei uns auf der Terrasse sitzen können. Die können dann essen und trinken und nebenbei den Film schauen.

Burmeister: Ich wollte das noch mal aufgreifen, was du [Reinhard Schulz] gesagt hast – ich weiß ja, was Du mir ‘rauskitzeln willst – und ich glaube, was diese inklusive Entwicklung des Alsterdorfer Marktes angeht, da ist wirklich Luft nach oben. Wir haben ja angefangen mit dem Kesselhaus, da sind Menschen mit Handicap zu sehen. Wir haben jetzt zum Beispiel eine neue Eventgeschichte in der KulturkĂŒche, dass da Filme gedreht werden können und da bin ich jetzt hinterher, da will ich unbedingt, dass es da eine Zusammenarbeit gibt mit Barner16 , mit 17motion, weil solche Sachen passieren mĂŒssen! Wenn Sommerkino ist, warum nicht Menschen mit Handicap mit einbinden, die da mithelfen, die StĂŒhle rauszugeben und, und, und. Also da ist, ich sag mal, innerhalb der Abteilung in der Stiftung Luft noch oben und falls meine KollegInnen in der Stiftung das irgendwann hören und sehen, wĂŒrde ich mich freuen, wenn sie dafĂŒr offen sind und uns da mitnehmen.

Schulz: Der Eventbereich muss inklusiver werden, ist die Botschaft.

Burmeister: Ja, auch das und auch noch andere Bereiche, aber das ist so, da kann man noch ein bisschen was machen.

Kutzner: Ein gutes Stichwort.

Schulz: Von daher ist da noch viel Entwicklungsmöglichkeit auf dem Alsterdorfer Markt. Und ich finde schön, dass das Kesselhaus darin inzwischen sehr beispielhaft fĂŒr die umgebenden Menschen geworden ist, die dort ganz praktisch erleben können, wie das funktionieren kann, wie das auch in der Gastronomie geht. Das finde ich eine ganz, ganz schöne Geschichte. Wenn Sie jetzt mal selber zurĂŒckschauen, mit der Erfahrung, die Sie heute haben, wĂŒrden Sie 2009, wenn Sie zurĂŒckblicken, da wieder anfangen?

Bellmann: Ja, Kann ich jetzt so sagen.

Schulz: Ja?

Bellmann: Es ist natĂŒrlich was völlig anderes, das sag ich auch. Am Anfang waren da viele Überlegungen und Ängste: Wie gehe ich mit Personen um? Man kann das halt alles noch nicht. Aber ich muss sagen: Inzwischen finde ich es toll, wie es ist und wie es sich auch entwickelt hat. Also ich wĂŒrde so wieder anfangen.

Schulz: Meinen Sie, das Restaurant könnte man als Konzept auch noch wo anders machen außer am Alsterdorfer Markt?

Bellmann: Bitte?

Schulz: Meinen Sie, das Kesselhaus als Konzept auch noch anderswo machen als am Alsterdorfer Markt?

Bellmann: Das Konzept kann man eigentlich, denke ich, ĂŒberall machen. Aber die Umsetzung ist nicht einfach! Und ich finde, wir haben sehr gute Bedingungen auf dem Alsterdorfer Markt, die anderswo so nicht gegeben sind. Also gerade, dass wir zur Alsterarbeit gehören und direkt die UnterstĂŒtzung vor Ort haben. Das sind alles Bedingungen, von denen wir wirklich zehren und leben, das muss man auch ganz ehrlich sagen. Das ist halt eine wunderbare Zusammenarbeit. Man hat alles vor der TĂŒr, PĂ€dagogen, wo man einfach mal ĂŒber die Straße geht und sagt: Kannst du mal bitte kommen und kannst du mich beraten. Und das, das ist halt anderswo so nicht gegeben. Dann steht der Rest fĂŒr sich alleine und sagt: Okay, jetzt habe ich zwar BeschĂ€ftigte, aber wie mache ich das? Und dazu braucht es schon Rat und Tat und nicht bloß, dass man weiß, wie man Essen und GetrĂ€nke macht, sondern da gehört wirklich mehr dazu und da braucht man UnterstĂŒtzung. Und die ist wirklich am Alsterdorfer Markt wunderbar gegeben.

Schulz: Wenn Sie zehn Jahre weitergucken, 2031, wie ist dann das Kesselhaus aufgestellt?

Bellmann: 2031, das ist weithin! Aber wir sehen ja, die Zeit ist schnell vergangen, es sind ja jetzt schon sieben Jahre ins Land gegangen und die gingen schneller vorbei als man dachte. Ziel wĂ€re natĂŒrlich, dass wir das weiter so aufbauen, dass das essensmĂ€ĂŸig inklusiver ist, dass wirklich in der KĂŒche vielleicht ein Koch und einer mit danebensteht, der bis dahin so eine Ausbildung [z.B. eine Qualifizierung im Rahmen des Berufsbildungsbereiches der Werkstatt] hat und durch jahrelange Erfahrung und Übung dann wirklich mittags mit danebensteht, genauso im Service. Das wĂ€re echt ein Ziel! Also ich fĂ€nde das richtig toll, wenn dann ein Gast ‘reinkommt und noch nicht mal merkt, von wem ein Essen kommt. Das wĂ€re supertoll! Aber so wie es jetzt ist, finde ich es wirklich auch schön – Mandy, die kann‘s auch selber bestĂ€tigen–, dass man, wenn man nach Hause geht, sagt: Ich bin stolz auf das, was ich heute gemacht habe, und ich bin zufrieden! Ich finde, dass ist gerade in diesem Bereich, sehr, sehr wichtig. Man ist einfach stolz auf seine Arbeit und das ist egal, ob man das zwei Stunden, vier Stunden, sechs Stunden macht, ob man GemĂŒse geschnippelt oder ob man das rausgegeben oder selbst gekocht hat.

Schulz: Frau Remus, wenn Sie einen Wunsch frei hĂ€tten im Zusammenhang mit Ihrer Arbeit, was wĂŒrden Sie sich konkret noch wĂŒnschen? Gibt es einen Wunsch, der noch offen ist beim Kesselhaus und Ihrer Arbeit dort?

Remus: Ja, also ich wĂŒrde vielleicht, wenn, dann auch gerne an den Gast rangehen, um zu fragen, was er gerne essen oder trinken möchte, und das aufnehmen und nach vorne an die Kasse geben und das eingeben. Aber wenigsten soll es einen zweiten geben, dass das in die Kasse eingegeben wird, weil ich das nun mal auch gelernt habe, und deswegen wĂ€re es schon ein Wunsch von mir, so etwas auch zu machen.

Schulz: Also es gibt noch Entwicklungsmöglichkeiten. Das ist ja toll!

Kutzner: Gibt es von Ihnen auch einen Wunsch, was Sie gerne mal machen möchten beim Kesselhaus?

Bellmann: Ich möchte jetzt nicht sagen, dass ich wunschlos glĂŒcklich bin, aber ich habe auch alle Bereiche schon mal durchlaufen und von daher, mir gefĂ€llt es ĂŒberall. Wie gesagt, ich wĂŒrde wĂŒnschen, dass wir uns so weiterentwickeln. Ich finde, gerade in Alsterarbeit hat sich das gezeigt, dass wir sehr schnell vorangekommen sind. Und das, was vorher viel, viel lĂ€nger gedauert hat, finde ich, bei dem zeigt sich dann halt, dass es wirklich schnell geht. Es ist 2019, wir haben Corona und trotzdem haben wir uns wirklich sehr schnell entwickelt und zusammengearbeitet. Und ich finde, wenn wir das so fortsetzen können, bin ich schon mal glĂŒcklich, weil wir auch sehr zufriedene GĂ€ste haben. Das ist fĂŒr mich halt immer die zweite PrĂ€misse, die fĂŒr mich halt als Restaurant-Fachmann zĂ€hlt: Ich möchte, dass der Gast zufrieden ist. Und wenn das so klappt, und wie eine Mandy das auch mitmacht, dann bin ich glĂŒcklich.

Schulz: Schön.

Kutzner: Wie siehts bei Ihnen aus?

Burmeister: Wenn ich auf 2031 blicke, dann sehe ich den Alstermarkt vor mir und man merkt noch weniger, dass der zur Stiftung Alsterdorf gehört. Also, es ist noch durchlĂ€ssiger geworden ist und vielleicht ist auch unsere GeschĂ€ftsstelle gar nicht mehr da, vielleicht hat Kontec [Gemeint ist die integrierte BetriebsstĂ€tte alsterkontec, direkt neben der GeschĂ€ftsstelle der alsterarbeit] sich auch verĂ€ndert Also, ich sehe da Menschen mit und ohne Handicap, egal ob das jetzt im Restaurant ist oder bei Edeka oder auch bei Miniseitz im Spielladen ist, die dort arbeiten, tĂ€tig sind und dass das selbstverstĂ€ndlich ist, und dass man nicht immer so viele HĂŒrden braucht, und immer gucken muss, welche Paragraphen man braucht Da ist ein Mensch, der braucht eine Eintrittskarte Werkstatt, um im Kesselhaus arbeiten zu können, sondern dass es irgendwie ganz normal ist. In 2031 wĂŒnsche ich mir eigentlich, dass alle Mitarbeiter im Kesselhaus ArbeitnehmerInnen sind, also mal in die Richtung zu denken, dass sich das weiterentwickelt, egal ob mit oder ohne Handicap.

Schulz: Super, wir mĂŒssen jetzt ein bisschen auf die Zeit schauen, weil, die Zeit ist rum. Gibt’s noch eine letzte Frage, Herr Kutzner? Sonst wĂŒrden wir uns verabschieden?

Kutzner: Wie steht ihr mittlerweile zur Evangelischen Stiftung Alsterdorf?

Bellmann: Entschuldigung?

Kutzner: Ja.

Bellmann: Ich hatte es nicht ganz verstanden.

Kutzner: Wie steht Ihr mittlerweile zur Stiftung Alsterdorf?

Burmeister: Wie wir zur Stiftung stehen? Ach so, ja, das ist ja unsere Muttergesellschaft, die Holding und meine direkte Vorgesetzte. Und ich sag mal so, ich fĂŒhre das Kesselhaus fĂŒr die ganze Entwicklung, dass wir heute dastehen, wo wir sind. Ohne die Stiftung Alsterdorf hĂ€tten wir das nicht geschafft. Und ohne dass uns der Vorstand so oft den RĂŒcken freigehalten hĂ€tte, hĂ€tten wir das nicht geschafft. Insofern habe ich da eine hohe Dankbarkeit gegenĂŒber der Stiftung, dass sie uns diese Möglichkeiten gibt. Und wir haben, was du [zu Mike Bellmann] vorhin auch sagtest, wir haben das Event-Management, die Öffentlichkeitsarbeit, wir haben ganz viele Kollegen, mit denen wir tolle Sachen zusammen machen können.

Schulz: Okay?

Bellmann: Ich hÀtte es nicht anders sagen können.

Kutzner: Vielen Dank.

Schulz: Genau, vielen Dank fĂŒr die Teilnahme hier, vielen Dank fĂŒr das Thema, was wir hier besprechen durften. Viel Spaß weiterhin, viel Erfolg bei der Arbeit!

Kutzner: Ja, viel Erfolg.

Burmeister: Dankeschön.

Bellman: Dankeschön.